Vertreter von Islam sowie Christen- und Judentum kritisieren Parteiprogramm

Religionen: AfD spaltet Gesellschaft

Veröffentlicht am 02.05.2016 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Bonn ‐ Über Religionsgrenzen hinweg haben Kirchenvertreter das Grundsatzprogramm der AfD kritisiert. Sie betrachten es als religionsfeindlich und erheben schwere Vorwürfe gegen die Partei.

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Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Montag sagte der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime Aiman Mazyek: "Ein solch islamfeindliches Programm hilft kein Deut, Probleme zu lösen, sondern spaltet nur unser Land." Ein Minarett-Verbot löse weder soziale Ungerechtigkeiten noch Rentenprobleme.

EKD: Hetze gegen Menschen akzeptieren wir nicht

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wirft der AfD vor, sie wolle mit ihrer Haltung zum Islam die Gesellschaft spalten. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strom sagte am Montag auf NDR Info, Teile der Partei stellten die Religionsfreiheit in Frage.

Es sei mit der christlichen Grundorientierung nicht vereinbar, wenn gegen gesellschaftliche Gruppen pauschal Stimmung gemacht werde. "Was man auf gar keinen Fall akzeptieren kann, ist Hetze gegen Menschen. Erst recht nicht dann, wenn sie sich in Gewalttaten zeigt", sagte der bayerische Landesbischof.

Von einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Parteitag distanzierte sich die Deutsche Bischofskonferenz. Dort hatte laut Medienberichten am Sonntag ein "Bischof Frederick Haas" von der "Anglikanisch-Katholischen Diözese von Christus dem Erlöser" auf der Insel Malta den Gottesdienst geleitet. "Diese Kirche hat nichts mit der römisch-katholischen Kirche zu tun", erklärte der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Montag in Bonn.

Zuvor hatte auch der Zentralrat der Juden die religionspolitischen Beschlüsse des Parteitags heftig kritisiert. "Die programmatischen Beschlüsse der AfD vom Wochenende haben die religionsfeindliche Haltung dieser Partei glasklar deutlich gemacht. Damit verlässt die AfD den Boden unseres Grundgesetzes", erklärte Präsident Josef Schuster am Sonntag in Berlin.Vor allem die gegen den Islam gerichteten Passagen im Programm zeigten die Intoleranz und Respektlosigkeit der Partei vor religiösen Minderheiten, so Schuster weiter.

Ablehnung des Schächtens als Angriff auf Judentum?

Einen Angriff auf das Judentum stellt nach den Worten des Zentralratspräsidenten die Ablehnung des Schächtens dar. "Dies dürfen wir nicht hinnehmen." Die Ausführungen im Parteiprogramm seien "der durchsichtige Versuch, unsere Gesellschaft zu spalten und das friedliche Miteinander zu hintertreiben". (gho/KNA)

02.05.2016, 12.00 Uhr: ergänzt um das Statement der Deutschen Bischofskonferenz

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Gehört zum Islam ein Anspruch auf politische Macht - und das auch in Deutschland? Nein, sagen Theologen und Islamwissenschaftler. Ja, sagen die Anhänger der AfD, die sich am Wochenende zum Parteitag trifft.