Raggi kämpft mit Querelen um ihr Team und der desolaten Infrastruktur Roms

Roms Bürgermeisterin sagt Treffen im Vatikan ab

Veröffentlicht am 11.09.2016 um 11:54 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Rom ‐ Hat Virginia Raggi abgesagt, weil sie von der katholischen Kirche kritisiert worden war? Italienische Medien sehen eine Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Vatikan und römischer Stadtregierung.

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Roms angeschlagene Bürgermeisterin Virginia Raggi sagte am Wochenende in letzter Minute ein Treffen mit Jugendlichen im Vatikan ab. Italienische Medien sehen darin eine Verschlechterung des Verhältnisses zwischen dem Vatikan und der römischen Stadtregierung. Der Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz, Bischof Nunzio Galantino, sagte Journalisten zur Absage Raggis: "Ich weiß nicht, ob sie Probleme hat." Über den Zustand der Stadt bemerkte er, er sei "wie jeder Bürger, der die Stadt regiert sehen will, besorgt".

Rom im Zustand der Verwahrlosung

Vergangene Woche hatte der Vatikan-Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, die römische Stadtregierung zur Ruhe aufgerufen. "Die Situation, die sich in Rom ergeben hat, schafft kein Klima der Ruhe, das es erlaubt, zum Wohl der Menschen zu arbeiten, und das ist es, was die Politiker tun sollten." Für Aufsehen sorgte am Sonntag zudem ein Artikel in der Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano", in dem Rom in einem "Zustand der Verwahrlosung" beschrieben wird. Ein Regenguss am Ende des Sommers reiche, um die Hauptstadt für ihre Bürger zur Gefahr zu machen, hieß es in dem Artikel weiter. Die "Unversehrtheit der Bürger" sei einem "ernsthaften Risiko" ausgesetzt worden. Am Samstag hatte ein Gewitter Bäume umstürzen und Gullys überlaufen lassen.

Linktipp: "Katholikin, aber nicht praktizierend"

Kommt es bald zum Showdown zwischen dem Papst und Roms neuer Bürgermeisterin Virginia Raggi? Die 37-jährige Juristin könnte das bislang freundliche Einvernehmen des Kapitols zum Heiligen Stuhl kippen.

Einige italienische Medien mutmaßen, diese Aussagen der Vatikanzeitung seien nicht zufällig genau nach Raggis Absage des Vatikan-Termins vom Samstag zu lesen. Andere sehen einen Zusammenhang zwischen Raggis Absage des Termins und der vorherigen Kritik an ihr durch die katholische Kirche. 

Roms Bürgermeisterin sieht sich nicht mal drei Monate nach ihrer Wahl im Juni von allen Seiten unter Beschuss. Gegen wichtige Mitarbeiter wird wegen Amtsmissbrauchs ermittelt, und mehrere ihrer Mitstreiter sind schon zurückgetreten. "Die neue städtische Verwaltung, demokratischer Ausdruck einer hohen Zustimmung im Volk, macht ihre ersten Schritte mit Schwierigkeiten und scheint den richtigen Weg noch nicht gefunden zu haben", so der Stellvertreter des Papstes für das Bistum Rom, Kardinalvikar Agostino Vallini, in einem am Sonntag in der italienischen Tageszeitung "Messaggero" veröffentlichten Text. Aufgrund der "Komplexität der Probleme, die durch Verspätungen und Fehler verstärkt wurden", müssten die Verantwortlichen nun "Kompetenz, Erfahrung, Ideen und moralische Rechtschaffenheit" beweisen, so Vallini weiter. Dies brauche aber auch Zeit. (KNA/dpa/jhe)