Russische Kirche bleibt orthodoxem Konzil fern
Das Moskauer Patriarchat verwies auf die Beschlüsse der Kirchen von Bulgarien, Georgien und Antiochien, nicht an dem Konzil teilzunehmen. Auch die serbisch-orthodoxe Kirche hatte zuletzt eine Verschiebung der Versammlung gefordert. Damit bleiben voraussichtlich mindestens fünf Nationalkirchen der Versammlung fern, darunter mit Russland die mit Abstand größte und mitgliederstärkste. Die Autorität des Konzils und auch des Ehrenprimats von Konstantinopel ist mit der jüngsten Absage geschmälert.
Kritik an Ökumenischem Patriarchat von Konstantinopel
Kyrill I. kritisierte, dass das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel den Vorschlag der russisch-orthodoxen Kirche abgelehnt habe, noch vor dem Konzil ein Sondertreffen aller orthodoxen Kirchen abzuhalten. Dieses hätte die Probleme beseitigen sollen, deretwegen eine "Reihe von Kirchen" ihre Konzil-Teilnahme abgesagt hätten. Das Panorthodoxe Konzil wird seit 1961 vorbereitet und wäre die erste Kirchenversammlung dieser Art in der Neuzeit. Den Termin und die Themen des geplanten Gipfels auf der Insel Kreta hatten die Oberhäupter der eigenständigen orthodoxen Landeskirchen Ende Januar beschlossen.
Der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, hatte am Sonntag gesagt, wenn es noch offene Streitfragen gebe, sei es besser, das für den 19. bis 26. Juni angesetzte Konzil zu verschieben. Das Kirchentreffen solle zur Einheit der Orthodoxie beitragen und nicht zu ihrer "Teilung". Je näher der Gipfel rücke, desto deutlicher werde, dass es "keine Einigkeit zwischen den (orthodoxen) Kirchen" gebe. Zugleich betonte der Metropolit, die Entscheidung, "ob wir teilnehmen oder nicht", sei von hoher Bedeutung. Von ihr hänge "in großem Maß das weitere Schicksal der orthodoxen Kirche" ab: "ob wir in Frieden und Eintracht mit anderen Landeskirchen oder stattdessen mit Konflikten, Auseinandersetzungen und Streitigkeiten leben werden." Der russisch-orthodoxen Kirche gehören etwa die Hälfte der rund 300 Millionen orthodoxen Christen weltweit an.
Grund für Absage: ungelöste Streitigkeiten
Die orthodoxen Kirchen von Bulgarien, Georgien und Antiochien mit Sitz im Libanon hatten ihre Teilnahme am Konzil in den vergangenen Tagen abgesagt. Ähnlich äußerte sich die serbisch-orthodoxe Kirche und verlangte eine Verschiebung der Versammlung. Die Kirchen begründeten dies mit ungelösten Streitigkeiten über einzelne Punkte in den sechs geplanten Konzilsdokumenten sowie der Geschäftsordnung.
Das Konzil soll der Einheit der orthodoxen Kirchen dienen sowie innerorthodoxe Streitfragen klären und über die Beziehungen zur nichtorthodoxen Welt beraten. An ihm sollten die 14 Landeskirchen jeweils mit ihrem Oberhaupt sowie 24 Bischöfen teilnehmen. (KNA)