Nachbarländer könnten bald nachziehen

Schleswig-Holstein erklärt 31. Oktober zum Feiertag

Veröffentlicht am 22.02.2018 um 17:55 Uhr – Lesedauer: 
Feiertage

Hamburg ‐ Die Entscheidung ist gefallen: In Schleswig-Holstein ist der Reformationstag am 31. Oktober künftig gesetzlicher Feiertag. Kritik gibt es vom Hamburger Erzbischof Stefan Heße und von jüdischen Gemeinden.

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Die Norddeutschen dürfen sich voraussichtlich noch in diesem Jahr über einen zusätzlichen gesetzlichen Feiertag freuen. Alles deutet darauf hin, dass der Reformationstag am 31. Oktober in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen künftig arbeitsfrei wird. Für Schleswig-Holstein ist die Entscheidung bereits an diesem Donnerstag im Kieler Landtag gefallen, eine fraktionsübergreifende Mehrheit der Abgeordneten sprach sich für die entsprechende Gesetzesänderung aus.

Das Ungleichgewicht bei der Anzahl der Feiertage zwischen Nord- und Süddeutschland sorgt schon seit Jahren immer wieder für Unmut in den Küstenländern. Als der 31. Oktober im vergangenen Jahr wegen des Reformationsgedenkens bundesweit einmalig als Feiertag begangen wurde, nahm die Debatte an Fahrt auf. Schnell fanden sich in der Politik viele Befürworter für einen zusätzlichen Feiertag, das Datum blieb zunächst offen.

Erst Anfang Februar sprachen sich die norddeutschen Regierungschefs für eine gemeinsame Lösung aus und favorisierten den Reformationstag. Er scheint sich anzubieten, weil er in den meisten neuen Bundesländern und damit auch im nordostdeutschen Mecklenburg-Vorpommern bereits Feiertag ist. Allerdings betonten die Bürgermeister und Ministerpräsidenten, dass sie mit ihrem Vorschlag einer weiteren politischen und parlamentarischen Diskussion nicht vorgreifen wollen.

Gegenvorschläge zum Reformationstag

Die wurde und wird derzeit in allen vier betroffenen Bundesländern geführt. Während sich die beiden großen Parteien CDU und SPD überall mit großer Mehrheit für den Reformationstag aussprechen, kommen von einzelnen Abgeordneten oder kleineren Fraktionen Gegenvorschläge, etwa der Internationale Frauentag am 8. März, der Tag der Befreiung am 8. Mai und der Tag des Grundgesetzes am 23. Mai.

Jetzt, wo Schleswig-Holstein allerdings mit dem Reformationstag Fakten geschaffen hat, gilt es als wahrscheinlich, dass die norddeutschen Nachbarn nachziehen. Die nächste Entscheidung wird voraussichtlich am 28. Februar in Hamburg fallen, wo eine Mehrheit von CDU, SPD und Grünen einen Gruppenantrag für den Reformationstag in die Bürgerschaft einbringen will.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße nachdenklich
Bild: ©picture alliance/Sven Simon

Nicht nur der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, sondern auch Vertreter der jüdischen Gemeinden kritisieren die politische Entscheidung zum Reformationstag.

Interessantes Detail: Statt "Reformationstag" soll der Feiertag in der Hansestadt "Tag der Reformation" heißen. So wolle man deutlich machen, dass es sich nicht um einen religiösen Feiertag handele, sondern dass es um die eng mit der Reformation verbundenen Güter Bildung und Kultur gehe, hieß es von den Unterzeichnern des Antrags.

Die anderen beiden Bundesländer lassen sich mit ihren Beschlüssen noch einige Wochen Zeit. In Bremen sprach sich zwar am Mittwoch bereits eine große Mehrheit der Bürgerschaftsabgeordneten für den Reformationstag aus. Eine Entscheidung soll aber erst fallen, wenn sich Niedersachsen entschieden hat.

Kritik von Heße und jüdischen Gemeinden

Dort haben sich die Spitzen von CDU und SPD für den Reformationstag ausgesprochen. Allerdings steht auch ein Gegenvorschlag der sozialdemokratischen Landtagspräsidentin Gabriele Andretta zur Debatte, die den Internationalen Frauentag favorisiert. Abgestimmt werden soll im Hannoveraner Landtag laut einem NDR-Bericht frühestens im April.

Die evangelischen Kirchen, an deren Ursprung der 31. Oktober erinnert, freuen sich über den neuen Feiertag. In der katholischen Kirche dagegen stößt der Reformationstag als neuer Feiertag auf wenig Gegenliebe. Das Datum markiere die Spaltung der Christen vor allem in Deutschland, wandte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ein. Er sei "sehr irritiert" darüber, dass offensichtlich keine Zeit für eine breite gesellschaftliche Diskussion gewesen sei, sagte er nach der Entscheidung in Kiel. Scharfe Kritik am Reformationstag kam von den jüdischen Gemeinden, die auf den Antisemitismus Luthers verwiesen.

Zahlreiche Wirtschaftsvertreter lehnen einen zusätzlichen Feiertag rundweg ab. Aber aus Sicht vieler norddeutscher Bürger bringt ein solcher mehr Gerechtigkeit zwischen Nord- und Süddeutschland. Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen gehören mit bislang nur neun gesetzlichen Feiertagen im Jahr bundesweit zu den Schlusslichtern. Spitzenreiter Bayern hat 13 Feiertage.

Von Michael Althaus (KNA)