"Schmerzliche Zahlen"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx , bezeichnete die Zahl der Austritte in einer Erklärung als "schmerzlich". Offensichtlich habe das zweite Halbjahr 2013 zu einem Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust für die Kirche geführt, so der Erzbischof von München und Freising. In diesem Zeitraum erreichte die öffentliche Diskussion um den damaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und die Kostenexplosion beim Neubau seiner Bischofsresidenz ihren Höhepunkt.
Darüber hinaus nannte Marx jedoch auch einen "kontinuierlichen gesellschaftlichen Umbruch" als Erklärung für die Zahl der Austritte. "Die Menschen sind – Gott sei Dank – frei, sich für oder gegen die Zugehörigkeit zur Kirche zu entscheiden und sie tun das auch", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Viele dieser Menschen wollten jedoch auf ihre eigene Art Christen bleiben. "Wir müssen das Gespräch mit ihnen suchen und deutlich machen, dass die Gemeinschaft des Glaubens für uns Christen eine wichtige Hilfe und Bereicherung ist", so Marx.
Marx: Statistik als hilfreichen Weckruf sehen
Der Kardinal rief dazu auf, sich von den negativen Zahlen nicht entmutigen zu lassen, sondern sie als hilfreichen Weckruf zu sehen. "Der hohen Austrittszahl müssen wir begegnen, indem wir immer wieder versuchen, auf allen Ebenen Vertrauen zu schaffen durch gute und überzeugende Arbeit", betonte Marx. Die Zahlen rüttelten noch einmal auf, danach zu fragen, wie sich die katholische Kirche jetzt und künftig neu aufstellen müsse, damit das Evangelium weiterhin gehört und gelebt werden könne.
Neben der Zahl der Kirchenaustritte verzeichnet die Statistik der Bischofskonferenz noch weitere Daten. So blieb die Zahl der Eintritte und Wiederaufnahmen in die katholische Kirche im Jahr 2013 weitgehend stabil. Ähnlich stellt sich die Situation bei den Sakramenten dar: Die Zahl der Taufen, Erstkommunionen, Firmungen und kirchlichen Trauungen sank im Vergleich zum Vorjahr nur leicht (siehe Infobox). Insgesamt zählte die katholische Kirche in Deutschland im vergangenen Jahr 24.170.754 Mitglieder - dies entspricht einem Anteil von 29,9 Prozent an der Gesamtbevölkerung (2012: 30,3 Prozent). Zum Vergleich: Die evangelische Kirche in Deutschland hat derzeit rund 23,3 Millionen Mitglieder.
Görlitz: Wenig Katholiken, viele Gottesdienstteilnehmer
Die meisten Katholiken leben weiterhin im Erzbistum Köln (2.056.173), dicht gefolgt vom Erzbistum Freiburg (1.938.510) und dem Bistum Münster (1.937.391). Das Bistum Görlitz verzeichnet dagegen die wenigsten Katholiken: Hier lebten im vergangenen Jahr lediglich 28.592 Kirchenmitglieder. Dafür kann die an der deutsch-polnischen Grenze gelegene Diözese den höchsten Wert bei den Gottesdienstteilnehmern vorweisen. 20,1 Prozent aller Katholiken gehen hier im Durchschnitt in den Gottesdienst - bundesweit liegt diese Zahl nur bei 10,8 Prozent.
Die Gesamtzahl der Priester in Deutschland ging 2013 um rund ein Prozent auf 14.490 zurück; im aktiven pastoralen Dienst befinden sich davon jedoch nur 9.222. Weitgehend stabil blieben die Zahlen bei den Gemeinde- und Pastoralreferenten sowie bei den in Deutschland lebenden Mitgliedern in Ordensinstituten.
Von Steffen Zimmermann