Schmid: Bischöfe müssen sich helfen lassen
Der scheidende Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid, hat mit Nachdruck an die Bischöfe appelliert, "sich helfen zu lassen". Sie müssten sich "von der Machtfrage lösen" und erkennen, dass sie mit allen Gläubigen durch das gemeinsame Priestertum verbunden seien, sagte Schmid am Freitag in Eichstätt. "Wir befinden uns im freien Fall", fügte er mit Blick auf Kirchenaustrittszahlen, Priestermangel und abnehmenden Gottesdienstbesuch hinzu.
Nach Schmids Einschätzung hat die Kirchenkrise auch mit einem aus seiner Sicht falschen Verständnis von Hierarchie zu tun. Bei diesem Begriff sei es ursprünglich nicht um Herrschaft, sondern um "Verpflichtung gegenüber dem heiligen Anfang" gegangen. Die frühen Christen hätten ihre Umwelt durch ihr diakonisches Tun, einen einfachen Lebensstil und einen liebevollen Umgang untereinander überzeugt. Daran sollte auch heute wieder Maß genommen werden "und nicht daran, was Unternehmensberater zur Effizienzsteigerung eines Apparates empfehlen".
Konkret empfahl Schmid eine stärkere Beteiligung von Frauen an der Priesterausbildung und Internatserziehung. Es sei nicht gut, wenn Priester geweiht würden, die vorher nur ihre Mutter, ihre Schwester oder Ordensfrauen als weibliche Wesen erfahren hätten. Die durch den Missbrauchsskandal 2010 ausgelöste Glaubwürdigkeitskrise der Kirche sei auch heute "noch nicht im entferntesten beseitigt".
Kirchenkreise anfällig für Rechtspopulismus
Schmid sprach darüber hinaus auch über die Anfälligkeit mancher Kirchenkreise für "rechte Schalmeientöne". Es sei ein Zeichen "fehlender Urteilsfähigkeit", wenn nicht bemerkt werde, dass rechte Politiker etwa das Thema Lebensschutz instrumentalisierten. Dies gelte nicht nur für US-Präsident Donald Trump, sondern auch für die deutsche Politik.
"Ich verkenne nicht, dass die AfD auch auf katholischem Terrain ihr Unwesen treibt", sagte Schmid auf Nachfrage. Genauso habe Adolf Hitler in den 1930er Jahren vom Lebensschutz gesprochen, und die Kirche habe darauf anfänglich mit Naivität reagiert. Entscheidend bei diesem Thema seien aber nicht irgendwelche "Bekenntnisse" oder die Teilnahme an Demonstrationen, sondern ob Frauen in Not liebende Zuwendung und praktische Hilfe erführen. Alles andere sei "hohle Propaganda".
Schmid war SPD-Spitzenpolitiker und Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Am Samstag zieht er sich nach acht Jahren von der Spitze des Landeskomitees zurück. (bod/KNA)