So war der Katholikentag - ein Erlebnisbericht

Schön wars!

Veröffentlicht am 02.06.2014 um 00:00 Uhr – Von Gabriele Höfling – Lesedauer: 
Luftballons steigen in den Himmel auf
Bild: © KNA
Katholikentag

Bonn ‐ Gottesdienste, Podien, Konzerte, Austausch über den Glauben - aber auch lange Wege, Hunger und zeitweise Regen: Das war der 99. Katholikentag. Ein Erfahrungsbericht unserer Reporterin Gabriele Höfling.

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Alle zusammen ergeben ein buntes Bild vor grauem Himmel, das ein Sinnbild ist für die Stimmung, die bei diesem Gottesdienst zur Eröffnung des 99. Katholikentags herrscht: Statt sich die Stimmung verderben zu lassen, trotzen hier fast zehntausend Menschen dem Wetter und feiern ihren Glauben.

Ein Rap im Gottesdienst

Begeistert klatschen sie, als ein Junge den Antwortgesang nach der Lesung rapt, singen laut das Katholikentagslied "Mit Christus Brücken bauen" und hören gespannt der Predigt des Regensburger Bischofs Rudof Voderholzer zu. Beim Friedensgruß berühren sich tausende Hände. Was das Geheimnis des Katholikentags ist, das hatte schon am Abend zuvor, als sich das Bistum Regensburg vorstellte, eine Besucherin gegenüber katholisch.de erklärt: "Mir ist es wichtig, meinen Glauben zu leben und mit anderen zu teilen", erklärte sie. "Bei mir zu Hause in der Gemeinde funktioniert das nur sehr selten, aber hier habe ich das vier Tage am Stück".

Und tatsächlich: Wer über den Katholikentag schlendert, beginnt zu verstehen, was die Menschen meinen, wenn sie die etwas ausgelutschte Worthülse "buntes Glaubensfest" verwenden: Da sind die vier Studenten aus dem Bistum Freiburg, die sich auf dem Katholikentag treffen und mit vier Lichtern in der Hand nach dem Abendgebet über den Domplatz schlendern (siehe Foto).

Da sind die 85 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Bistum Magdeburg, die das Ökumene-Zentrum in der Mädchenrealschule Niedermünster mit Band, Café, Veranstaltungen und Kinderbetreuung betreiben, weil der Magdeburger Bischof Feige nun mal der Ökumene-Bischof ist. Da ist der alte Mann, der sich gebeugt mit seinem Gehstock durch die Menschenmassen kämpft, als Katholikentagsbesucher wie so viele andere klar erkennbar wegen seines blauen Schals. Da sind die "Lesbischschwulen Gottesdienstgemeinschaften", und da ist die junge Frau, die noch lange nach dem Eröffnungsgottesdienst im Gebet versunken auf dem unbequemen, mit Rillen durchzogenen Boden des Stadions kniet, so dass ihr die Beine wehtun müssen.

Ringen und Begeisterung

Die Vielfalt der Eindrücke und Veranstaltungen ist erschlagend: Kirchen platzen aus allen Nähten, Gebete, Bibelimpulse und Gottesdienste werden zu allen Tageszeiten angeboten. Wer beichten will, hat die Möglichkeit dazu. Auf den unzähligen Podien wird diskutiert und gestritten: Bundespräsident Joachim Gauck spricht vor dem überfüllten Audimax der Universität über die Zukunft des Glaubens in der säkularen Gesellschaft, Befürworter und Gegner der Arbeit von "Donum vitae" ringen miteinander, im Kolpinghaus feiern die Menschen den Passauer Bischof Stefan Oster .

Auf der Katholikentagsmeile kommen die Besucher an Ständen mit den Mitarbeitern der Bistümer, Orden und kirchlichen Verbände ins Gespräch, treffen Bischöfe und Prominente, die sich unter die Besucher mischen. Abends locken Konzerte, die Nacht der Lichter oder einer der vielen Stammtische, die katholische Netzwerke anbieten. Am Freitag werden beim "Kölner Treff" nicht nur Hunderte Liter Bier getrunken, sondern auch Kontakte geknüpft, wie es in der Heimat am Rhein kaum möglich wäre.

Verschlossene Türen

Die Stadt Regensburg bietet für all das eine schöne Kulisse, auch wenn an der ein oder anderen Stelle der Eindruck entsteht, es falle ihr schwer, die Menschenmassen zu fassen: Von Innenstadt bis zur der Universität, wo die weltkirchlichen Stände an den Regentagen im Matsch versinken, ist der Weg weit. Einige Veranstaltungsräume sind dem Ansturm nicht gewachsen und müssen wegen Überfüllung schließen.

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Video: © Stefan Klinkhammer

Der neue Bischof von Passau, Stefan Oster, hat auf dem Katholikentag am Stand von katholisch.de vorbeigeschaut.

Am katholisch.de-Stand kommen Tagesbesucherinnen vorbei, die vor allem verschlossene Türen vorgefunden haben und enttäuscht sind, dass die Katholikentagsmeile schon um 19 Uhr schließt. An den Ständen ist viel los, doch nicht an allen Orten lädt sie zum längeren Verweilen ein, da Stände mit Essen und Getränken und Sitzmöglichkeiten fehlen.

Luftballons steigen auf

Doch trotz mancher Kritikpunkte: All die Menschen, die mit den blauen Schals unterwegs sind, eint ihr christlicher Hintergrund: Sie erkennen einander, kommen ins Gespräch, nehmen die vier Tage als verdichtetes Erlebnis ihres Glaubens wahr und bauen – gemäß dem Motto "Mit Christus Brücken bauen" – Verbindungen untereinander auf. Beim Schlussgottesdienst ist der Regen der Sonne gewichen, zum Ende steigen blaue, gelbe, rote und grüne Luftballons in den blauen Himmel auf – der gelungener Abschluss für ein buntes Glaubensfest.

Von Gabriele Höfling