Wiener Kardinal über Diakoninnen und Priesterfixierung

Schönborn will mehr Frauen in kirchlichen Ämtern

Veröffentlicht am 08.04.2017 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, bei der Pressekonferenz zur Familiensynode am 16. Oktober 2014 im Vatikan.
Bild: © KNA
Österreich

Wien  ‐ Kardinal Christoph Schönborn sieht noch viel Potenzial für Frauen in der Kirche. Dass ab und zu der Eindruck einer "Männerkirche" entstehe, sei paradoxerweise eine Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils.

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Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sieht Spielraum für mehr Frauen in kirchlichen Ämtern. "Unzweifelhaft" stehe für ihn fest, "dass es mehr Frauen in kirchlichen Ämtern braucht und hier bei Weitem die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft sind", sagte Schönborn der "Wiener Zeitung" (Samstag). Die theologische Diskussion über die Weihe von Diakoninnen in der katholischen Kirche sei ihm aber "nicht reif genug".

Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz plädierte dafür, die Ergebnisse der von Papst Franziskus eingesetzten Kommission zu diesem Thema abzuwarten. Die Tatsache, dass es in der Kirchengeschichte Diakoninnen gegeben habe und in der Ostkirche bis heute gebe, "muss uns in der lateinischen Kirche zu denken geben", fügte er hinzu.

Heute könne leicht der Eindruck entstehen, die katholische Kirche sei vor allem eine "Männerriege". Etwa wenn mehrere Priester bei einer Messe konzelebrierten, so Schönborn. Diese scheinbare "Männerkirche" sei paradoxerweise auch eine Konsequenz der stärkeren Fokussierung auf die Person des Priesters im Zuge der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). Mit der heutigen Form der Liturgie sei man "ein bisschen in Gefahr, dass der Priester in die Rolle des Moderators gerät, so wie in den Medienauftritten", gab der Kardinal zu bedenken. Das frühere Empfinden sei anders gewesen, als der Priester vorne als Haupt der Gemeinde gestanden habe und die Gläubigen nicht auf ihn, sondern auf den Altar konzentriert gewesen seien. "Früher war der Priester weniger im Mittelpunkt als heute."

Keine Idealisierung der alten Liturgie

Gleichzeitig betonte Schönborn, er wolle "absolut nichts zurückdrehen und idealisiere auch nicht die alte Liturgie", bei der "dringendster Reformbedarf" bestanden habe. Entwicklungen, wie die neue Wahrnehmung von Priestern bei Gottesdiensten, hätten "auch ihre Berechtigungen und gute Seiten", so der Kardinal: "Aber jede Reform hat auch ihre symbolischen Veränderungen, die es zu bedenken gilt.

Zum ersten Jahrestag der Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens "Amoris laetitia" am Samstag bekräftigte Schönborn seine Position zum kirchlichen Umgang mit Katholiken, die nach einer Scheidung erneut zivil geheiratet haben. Der Kardinal forderte den genauen Blick auf die Situation der Betroffenen. Wichtig sei das Verhalten gegenüber ihren Kindern und dem übrig gebliebenen Partner.

Er selbst werde "niemanden von der Kommunionbank wegweisen", erklärte Schönborn. "Ich kann nicht ins Gewissen von Wiederverheirateten schauen und vertraue darauf, dass sie verantwortungsvoll entscheiden." Aber als ihr Seelsorger würde er mit ihnen jedoch das Gespräch suchen - "wie ihre Situation ist, wie sie damit umgehen, was der beste Weg für sie ist". (bod/KNA)