Schwangerenberatungsstellen verzeichnen wachsenden Zulauf durch Flüchtlinge

Schwanger und traumatisiert

Veröffentlicht am 27.08.2015 um 12:45 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Freiburg  ‐ Die katholischen Schwangerenberatungsstellen verzeichnen einen wachsenden Zulauf durch Flüchtlinge. Oft seien die Frauen traumatisiert und in schlechter gesundheitlicher Verfassung, sagt die Familienreferentin der Caritas, Sabine Fähndrich.

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"Sie haben Angst vor Ausweisung und einer ungewissen Zukunft", so die Caritas-Referentin. Frauen mit Duldung seien wegen des unsicheren Aufenthalts besonders belastet. Die Arbeit mit schutzsuchenden Ausländern und Ausländerinnen stelle die Schwangerenberatungsstellen von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) vor besondere Herausforderungen, sagte Fähndrich. Auch für die Beraterinnen sei es "oftmals emotional sehr belastend, wenn die Flüchtlinge über ihr schweres Schicksal erzählen". "Wir versuchen, zur Stabilisierung der Frauen beizutragen."

Während in manchen Beratungsstellen bereits englischsprachige Gruppenangebote für die Flüchtlinge eingerichtet worden seien, gebe es dagegen ein großes Problem bei der Beratung von arabisch sprechenden Frauen, erklärte Fähndrich. "Die Suche nach geeigneten Dolmetschern und der Aufbau verlässlicher Kooperationsstrukturen binden bei unseren Beraterinnen und Beratern viel Zeit."

Ganz konkret bitten die meisten Frauen laut Fähndrich um finanzielle Unterstützung, eine Übernahme von Kautionskosten oder Sachleistungen für Babyausstattung und Haushalt sowie um Hilfen bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Sie suchten aber auch Rat über Themen wie Familienzusammenführung, ärztliche Versorgung und Traumabewältigung.

Link-Tipp: Schwanger ist man nie allein

Die katholische Schwangerschaftsberatung der Caritas und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) ist für schwangere Frauen da.

Wichtig für die Hilfe sei das große Netzwerk der Caritas-Dienste, so die Familienexpertin. Die Schwangerenberatungsstellen könnten auf den Sachverstand der Migrationsberatung und das Netzwerk Asyl zurückgreifen. Die Beraterinnen gingen auch auf die Flüchtlinge zu und böten Sprechstunden in Asylbewerberunterkünften an. Besonders erfolgreich sei eine Zusammenarbeit mit Hebammen, die vor Ort Fragen zu Schwangerschaft, Geburt, Ernährung und Säuglingspflege beantworten könnten.

Nach Angaben von Fähndrich sind 2014 bundesweit 109.000 Ratsuchende in die katholische Schwangerschaftsberatung gekommen. Das waren rund fünf Prozent mehr als 2013. Der Anteil der Migrantinnen ist in der katholischen Schwangerschaftsberatung traditionell sehr hoch - circa die Hälfte hat einen Migrationshintergrund. Die Zahl der Ratsuchenden aus nicht-europäischen Ländern ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen: von 13,1 Prozent auf 14,8 Prozent. Der Anteil derjenigen, die einen Duldungsstatus haben, hat sich von 20,4 Prozent 2012 auf 28,1 Prozent 2014 erhöht. Caritas und SkF bieten Schwangerschaftsberatung per E-Mail, Chat oder vor Ort in über 300 Beratungsstellen an. (bod/KNA)