Die zehn nervigsten Floskeln von Katholiken

Seid wie Sauerteig!

Veröffentlicht am 29.12.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Buntes

Bonn ‐ Verreckt die Kirche an ihrer Sprache? So schlimm ist es nicht. Uns fallen zum Ende des Jahres trotzdem zehn Floskeln ein, auf die man als Katholik seiner Umwelt zu Liebe doch besser verzichten sollte.

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Im Sommer sorgte das Buch von Erik Flügge mit dem Titel "Jargon der Betroffenheit – Die Kirche verreckt an ihrer Sprache" für Aufsehen. Vielleicht ist das Wort "verrecken" ein wenig drastisch. Denn man kann es auch mit Humor nehmen. Katholisch.de hat das versucht, und sich einmal die nervigen Floskeln von Katholiken vorgenommen. Viel Spaß!

10.

Egal, ob der Zug ausfällt, man das Portemonnaie verliert oder irgendein anderes ungeplantes Ereignis uns die Petersilie verhagelt: Wo Ottonormalbürger zu kochen beginnt, gibt es Katholiken, die sich einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen und auch dann noch voller Zuversicht posaunen: Die Wege des Herrn sind unergründlich! Wir könnten durchdrehen...

9.

Jesus hatte ein Herz für die Schwachen. Dass einer seiner Sätze aber Jahrtausende als Ausrede für Niederlagen im sportlichen Wettkampf dienen muss, hätte er wohl nicht gedacht. Sei's drum. Hier gibt es den Klassiker für diejenigen, die auch als sportliches Schlusslicht mit eschatologischer Siegesgewissheit voranschreiten: Die Letzten werden die ersten sein.

8.

Dank Benedikt XVI. und der "Bild" waren wir Deutschen 2005 Papst. Doch was wir laut zahlreicher Predigten noch nicht sind, aber werden sollen, ist das: Sauerteig! Wie genau man Sauerteig wird und was man als solcher dann tut, außer vor sich hin zu sauern, ist den meisten Gläubigen heute unklar. Nun ja, weil uns nun aber auch nichts Kreatives mehr einfällt, schließen wir uns an: Seid wie Sauerteig!

Bild: ©Matyas Rehak/Fotolia.com

Ein Klassiker der Firmkatechese: Der Ausspruch "IHR seid das Salz der Erde!".

7.

Auf Platz 7 haben wir es mit einer ziemlich dreisten Behauptung Jesu zu tun. Allerdings hat sie in 2.000 Jahren nichts an ihrer brandheißen Aktualität verloren und ist deshalb gern gesehener Gast in der Firmkatechese: IHR seid das Salz der Erde! Doch irgendwie sorgt der Satz dann doch für mehr verwirrte Kindergesichter, als Omas Erzählungen davon, dass man früher nur drei Fernsehprogramme hatte. "Wer ist Salz der Erde? Wir? Cool!", sprachen sie und kamen frühestens zu ihrer Hochzeit wieder.

6.

Ihn hat noch niemand gesehen, weil er - wie alle Geister - unsichtbar ist, aber dennoch fürchten ihn vor allem konservative Katholiken: den Zeitgeist. Er macht die Kirchen leer, gendert unsere Kinder, bis sie nicht mehr wissen, ob sie Männchen oder Weibchen sind, und ist auch sonst ein ganz schlimmer Finger. Lasst uns also diesem Satz zu lehramtlicher Gültigkeit verhelfen: Wir dürfen uns nicht dem Zeitgeist anpassen.

5.

Man möchte meinen, dass die Welt alles umfasst, auch uns - zugegeben manchmal recht weltfremde - Katholiken. Dennoch hat sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Kirche ein alles überlagernder Wunsch manifestiert: Wir müssen den Dialog mit der Welt suchen. Das machen wir aber nicht mit und sagen: "Hallo Welt, wir bleiben heute lieber in unserer Kirche. Du bist uns nämlich irgendwie zu sehr Zeitgeist."

4.

Der Trend geht ja zur Großpfarrei: Wie verkauft man den Gläubigen aber am besten, dass man ihre Kirche dicht macht? Ganz einfach: Man bedient sich eines kleinen linguistischen Taschenspielertricks und ändert beim Wort "Abbruch" einfach die Vorsilbe. "Kirche im Aufbruch" klingt ja auch viel besser - und wurde so in den letzten Jahren zur kirchlichen Durchhalteparole.

Aus Eisen wird ein Kreuz geformt.
Bild: ©Andreas Wiedenhaus

Ein "heißes Eisen" in der Kirche ist etwa das Thema Homosexualität, wie die neuen Leitlinien zur Priesterausbildung kürzlich gezeigt haben.

3.

Wo wir schon bei den neuen Pfarreistrukturen sind: Kirchen werden ja nicht einfach geschlossen, ohne eine Alternative aufzuzeigen. In fast allen deutschen Diözesen hat man in zahlreichen Workshops, Steuerungsgruppen und Bar-Camps selbstverständlich einen Plan entwickelt: Wir müssen lebendige Kirchorte schaffen. Dass damit laut zahlreicher Konzepte zum Beispiel auch Pflegeheime gemeint sind, entbehrt nicht einer gewissen Ironie und Tragik.

2.

Das Wortpaar auf Platz 2 lässt dem Katholiken vor Angst den Atem stocken und den Schweiß auf die Stirn treten. Die einen wollen sich nicht die Hände daran verbrennen, die anderen packen sie trotz größter Gefahren mutig an: die "heißen Eisen". Dass die meisten dieser so bezeichneten Themen den Rest der Gesellschaft seit 1968 nicht mehr interessieren, spielt dabei keine Rolle. Wir raten deshalb: Mutig anfassen! Die Eisen sind längst kalt!

1.

Es wäre keine Top 10 der nervigsten Floskeln der Katholiken, wenn der Papst nicht darin vorkäme. Zu Beginn seines Pontifikats hat Franziskus die Menschen nämlich verunsichert: Ja hat der noch nie von Galileo und davon gehört, dass die Erde keine Scheibe ist? Denn immerzu redet der Argentinier davon, "an die Ränder zu gehen". So langsam wird zwar klar, was er damit meint. Aber warum sagt er es nicht einfach?

Von Björn Odendahl