Kubas Präsident Castro besucht Papst Franziskus

Seltener Besuch beim Papst

Veröffentlicht am 09.05.2015 um 00:00 Uhr – Von Thomas Jansen (KNA) – Lesedauer: 
Papst Franziskus vor kubanischer Flagge auf einem Plakat
Bild: © KNA
Diplomatie

Vatikanstadt ‐ Kubanische Präsidenten sind sehr seltene Gäste im Vatikan. Doch am Sonntag ist es soweit: Franziskus empfängt Raul Castro.

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Auch wenn der Termin kurzfristig bekanntwurde - völlig überraschend kommt die Begegnung nach der rasanten Entwicklung der vergangenen fünf Monate keineswegs. Castro hatte dem Papst im Dezember ausdrücklich für seine Vermittlung zwischen Kuba und den USA gedankt, die im gleichen Monat zu einer historischen Annäherung geführt hatte. Im April teilte der Vatikan dann mit, dass Franziskus unmittelbar vor seinem USA-Besuch im September auch nach Kuba reisen werde. Und am Tag der Ankündigung, am 22. April, machte sich schließlich ein enger Vertrauter des Papstes, Kardinal Beniamino Stella, zu Sondierungsgesprächen nach Kuba auf, wo er auch mit Castro sprach.

Die Vermittlung zwischen den USA und Kuba war der wohl spektakulärste Erfolg der vatikanischen Diplomatie in den vergangenen Jahrzehnten. Der Papst aus Argentinien hat sein Gewicht als neutrale moralische Autorität in die Waagschale gelegt, um eine der letzten Hochburgen des Sozialismus mit der einzigen verbliebenen Supermacht an einen Tisch zu bringen. Eingeleitet wurde die Annäherung durch Briefe des Papstes an die Staatspräsidenten Barack Obama und Raul Castro.

Schwierige Lage der Katholiken

Auch in den darauffolgenden Verhandlungen spielte der Vatikan nach Aussage aller Beteiligten eine wichtige Rolle. Freilich war Obama schon seit längerem an einer Kursänderung gegenüber Kuba gelegen. Die Initiative des Papstes bot ihm nun eine willkommene Argumentationshilfe, um diesen Schritt gegenüber den stets argwöhnischen Exil-Kubanern in den USA zu rechtfertigen.

Máximo Líder und Pontifex: Benedikt XVI. traf den früheren Präsidenten Kubas, Fidel Castro, am 28. März in Havanna.
Bild: ©KNA

Máximo Líder und Pontifex: Benedikt XVI. traf den früheren Präsidenten Kubas, Fidel Castro, am 28. März 2012 in Havanna.

Thema der vom Vatikan als "rein privat" bezeichneten Begegnung, dürfte am Sonntag jedoch auch die schwierige Lage der katholischen Kirche im Land sein. Ihre Rechte sind weiter stark eingeschränkt - trotz mancher Erleichterungen und symbolischer Gesten im Zuge des Kuba-Besuchs von Benedikt XVI. 2012, etwa der Einführung des Karfreitags als gesetzlichem Feiertag.

Kardinal Stella forderte Ende April gegenüber dem kubanischen Präsidenten insbesondere einen besseren Zugang der Kirche zu digitalen Medien. Zudem machte er sich nach eigenen Angaben für Erleichterungen bei Restaurierungen und Neubauten von Kirchen stark. Nach der Hilfe des Papstes dürfte es für Castro schwieriger sein als früher, solche Wünsche abzuschlagen.

Franziskus musste nicht bei Null anfangen. Im Gegensatz zu den Staaten des kommunistischen Ostblocks hatte Fidel Castro nach der Revolution Ende der 1950er Jahre nie ganz mit Rom gebrochen. Die diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl bestanden auch in der kommunistischen Ära weiter. Berichte über eine angebliche Exkommunikation Castros, die vor drei Jahren im Umfeld der Kuba-Reise von Benedikt XVI. kursierten, erwiesen sich als falsch.

Päpste sind Gegner des Handelsembargos

Der Vatikan ist zudem schon seit langem ein Gegner des 1962 von den USA gegen Kuba verhängten Handelsembargos. Bereits Johannes Paul II. (1978-2005) hatte es 1998 während seiner Kuba-Reise eine Lockerung gefordert "ungerecht und ethisch inakzeptabel". Benedikt XVI. (2005-2013) tat dies ebenso.

Zugutekommt Franziskus aber im Umgang mit Kuba auch seine lateinamerikanische Herkunft sowie die ausgewiesenen Kuba-Kenner in seinem Mitarbeiterkreis. So bereitete Stella als Vatikanbotschafter in Havanna in den 90er Jahren schon den Besuch von Johannes Paul II. vor. Sein Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin war zuvor Botschafter in Venezuela, dem Verbündeten Kubas.

Einen ersten Hinweis darauf, dass Franziskus einen besonderen Draht nach Kuba hat, gab es schon kurz nach seiner Wahl im März 2013. Damals überließ er dem Kardinal von Havanna, Jaime Ortega y Alamino, seine aufsehenerregende und wohl wahlentscheidende Rede im Vorkonklave zur Veröffentlichung.

Von Thomas Jansen (KNA)