Auch wenn der Termin kurzfristig bekanntwurde - völlig überraschend kommt die Begegnung nach der rasanten Entwicklung der vergangenen fünf Monate keineswegs. Castro hatte dem Papst im Dezember ausdrücklich für seine Vermittlung zwischen Kuba und den USA gedankt, die im gleichen Monat zu einer historischen Annäherung geführt hatte. Im April teilte der Vatikan dann mit, dass Franziskus unmittelbar vor seinem USA-Besuch im September auch nach Kuba reisen werde. Und am Tag der Ankündigung, am 22. April, machte sich schließlich ein enger Vertrauter des Papstes, Kardinal Beniamino Stella, zu Sondierungsgesprächen nach Kuba auf, wo er auch mit Castro sprach.
Die Vermittlung zwischen den USA und Kuba war der wohl spektakulärste Erfolg der vatikanischen Diplomatie in den vergangenen Jahrzehnten. Der Papst aus Argentinien hat sein Gewicht als neutrale moralische Autorität in die Waagschale gelegt, um eine der letzten Hochburgen des Sozialismus mit der einzigen verbliebenen Supermacht an einen Tisch zu bringen. Eingeleitet wurde die Annäherung durch Briefe des Papstes an die Staatspräsidenten Barack Obama und Raul Castro.
Schwierige Lage der Katholiken
Auch in den darauffolgenden Verhandlungen spielte der Vatikan nach Aussage aller Beteiligten eine wichtige Rolle. Freilich war Obama schon seit längerem an einer Kursänderung gegenüber Kuba gelegen. Die Initiative des Papstes bot ihm nun eine willkommene Argumentationshilfe, um diesen Schritt gegenüber den stets argwöhnischen Exil-Kubanern in den USA zu rechtfertigen.