"Sie brauchen unsere Hilfe"
Schick erinnerte an die knapp 2.000-jährige christliche Präsenz: "Dass diese reiche christliche Kultur zu verschwinden droht, stimmt mich traurig." Vor allem aber sei er angesichts der humanitären Katastrophe besorgt, die sich gegenwärtig im Irak und in Syrien abspiele. Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) habe Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht. "Allein im Nordirak wurden mehr als 120.000 Christen aus ihren Häusern vertrieben. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit brauchen diese Menschen dringend unsere Hilfe", sagte der Bamberger Erzbischof.
Caritas-Präsident Peter Neher informierte über kirchliche Hilfsmaßnahmen im Mittleren Osten. In den vergangenen Jahren habe man im Irak und in Syrien, in Jordanien, im Libanon und der Türkei rund 900.000 Menschen unterstützen können, so Neher. Weil viele Flüchtlinge im Irak es ablehnten, in großen Auffanglagern zu leben, und stattdessen in provisorischen Notunterkünften Unterschlupf suchten, hätte auch die Caritas ihre Hilfe dezentral ausgerichtet. "Wir sind an vielen Standorten präsent und bieten ortsnahe Unterstützung."
Zuwendungen durch Bischofskonferenz und Diözesen
Es sei eine kleinteilige und personalintensive Art der Flüchtlingshilfe, die aber den Bedürfnissen der Hilfesuchenden nach "einem Mindestmaß an Selbstbestimmung gerechter werde als die großen Lagerlösungen", betonte Neher. Ermöglicht werde diese umfangreiche Hilfe auch durch zahlreiche Spenden sowie Zuwendungen durch die Deutsche Bischofskonferenz und einzelne Diözesen. Beim Deutschen Caritasverband seien in diesem Jahr bereits 11,1 Millionen Euro für die irakischen und syrischen Flüchtlinge eingegangen.
Erzbischof Schick rief die Katholiken in Deutschland dazu auf, sich auch weiterhin solidarisch mit den Flüchtlingen im Mittleren Osten zu zeigen. Besonders verwies er auf den zweiten Weihnachtstag – den Gedenktag des ersten christlichen Märtyrers Stephanus – als Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen: "Mir ist es ein großes Anliegen, dass an diesem Tag in unseren Gottesdiensten in besonderer Weise unserer notleidenden Glaubensgeschwister in aller Welt gedacht wird." Verstärkt werde in diesem Jahr an die Christen im Irak gedacht. Aus zahlreichen persönlichen Begegnungen wisse er, wie wichtig ihnen diese Verbundenheit im Gebet sei. "Daher hoffe ich, dass die Gebetsinitiative am zweiten Weihnachtstag als ein starkes Zeichen der Solidarität erkennbar wird."
Der Irak bildet derzeit das Schwerpunktland der Initiative "Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit", die 2003 von der Deutschen Bischofskonferenz ins Leben gerufen wurde. Durch Informationsbroschüren und öffentliche Veranstaltungen soll auf die Notsituationen von Christen in verschiedenen Teilen der Welt aufmerksam gemacht werden. Den Stephanustag begeht die katholische Kirche in Deutschland seit 2011 als Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen. (bod)