Situation noch nicht bereinigt
Grothe erklärt, er sehe sich in der Pflicht, "in Aufrichtigkeit und Barmherzigkeit einen gemeinsamen Weg für einen Neubeginn zu gehen". Auf dem ist das Bistum Limburg seit nun einem Jahr. "Wir sind gefordert, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen", sagt Grothes Ständiger Vertreter in der Leitung des Bistums, Wolfgang Rösch. Das gehe nur durch Kommunikation und Transparenz. Eben daran hatte es in der Zeit von Tebartz-van Elst gefehlt.
Es waren die von vielen als autoritär empfundene Amtsführung des Bischofs, aber auch die Explosion und die Verschleierung der Kosten für das Bischofshaus auf letztlich rund 31 Millionen Euro, die zum Rücktritt von Tebartz-van Elst führten. Im Bistum Limburg, so der Papst in seiner Begründung der Annahme des Amtsverzichts, sei es zu einer Situation gekommen, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch Tebartz-van Elst verhindere. Die damals dem Bischof vom Vatikan zugesagte Verwendung an anderer Stelle ist inzwischen eingelöst: Im Dezember wurde er zum Delegaten im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung ernannt.
Administrator Manfred Grothe ist zuversichtlich
Noch ist die "Situation" im Bistum, von der Papst Franziskus sprach, nicht bereinigt. Grothe ist dennoch zuversichtlich: Limburg, sagt er, sei kein Auslaufmodell, sondern ein Bistum, das sich neu aufstelle, um dann, wenn es an der Zeit sei, mit einem neuen Bischof voll durchzustarten. Und Grothe wird nicht müde zu betonen, nur in einem von gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen geprägten Miteinander könne der Weg in eine gute Zukunft gelingen.
Freilich gibt es auch Skepsis. Kritiker vermissen etwa eine differenzierte Aufarbeitung der Amtsführung von Tebartz-van Elst, stoßen sich daran, dass das Bistum mit bald 6.700 Euro monatlich für den Lebensunterhalt des Geistlichen aufkommt, beklagen, es gebe keinen personellen Neuanfang. Man könne nicht alle abstempeln, bloß weil sie dem Bischof loyal zugearbeitet hätten, sagt Grothe. Und was den Lebensunterhalt betrifft, verweist er auf entsprechende deutsche und weltkirchliche Regelungen.
Zu den markanten Zeichen für den Weg, den Grothe und Rösch eingeschlagen haben, zählt - im Juli vergangenen Jahres - die Offenlegung der Vermögensverhältnisse des Bistums. Dazu gehört die Einrichtung einer Telefon-Hotline für Bistums-Mitarbeiter; sie bot Gelegenheit, vertraulich über in der Zeit von Tebartz-van Elst erlittene Verletzungen zu sprechen. Und ein markantes Zeichen ist auch, dass das Bischofshaus auf dem Domberg nun bis zur Ernennung eines neuen Bischofs auf verschiedenste Art genutzt werden soll, etwa für Bildungs- und Kulturveranstaltungen.
Brauchen die Gremien strukturelle Veränderungen?
Was Grothe nicht zuletzt umtreibt, ist die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die synodalen Gremien im Bistum seinerzeit nicht dazu in der Lage waren, größeren Schaden zu verhindern. Braucht es hier strukturelle Veränderungen? Öffentlich sein Versagen eingeräumt hat das Limburger Domkapitel. Es habe seiner "Pflicht zur Kontrolle" nicht entsprochen, erklärte es drei Monate nach dem Amtsverzicht von Tebartz-van Elst.
Jüngst wurden Rösch und Wolfgang Pax, Leiter des Kommissariats der katholischen Bischöfe im Land Hessen, von Grothe zu Domkapitularen ernannt. Vornehmste Aufgabe des sieben Mitglieder zählenden Kapitels ist es, aus einer von Rom vorgelegten Dreierliste einen neuen Bischof von Limburg zu wählen. Wann es ihn geben wird, ist völlig offen. Dieses Jahr eher nicht.
Von Peter de Groot (KNA)