Söder erneuert Kritik an Kirche
Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) hat die Kirche erneut davor gewarnt, sich zu sehr in die Politik einzumischen. Die Kirche dürfe keine Ersatzpartei werden, sagte der Politiker am Dienstag in einem Interview mit der evangelischen Nachrichtenagentur "idea". Viele Gläubige wünschten sich von der Kirche keine politische, sondern eine geistliche Ausrichtung: "Warum ist in Buchläden die Nachfrage nach Esoterik so groß? Weil es ein Bedürfnis nach Spiritualität gibt. Die Aufgabe der Kirche ist es, dies mit der Botschaft des christlichen Glaubens zu füllen", fordert Söder.
Marx: Gestaltung der Welt gehört zu christlichem Auftrag
In den vergangenen Monaten hatten Söder und andere CSU-Politiker schon häufiger mehr politische Zurückhaltung der Kirchen gefordert – und damit ihrerseits die Kritik der Kirche auf sich gezogen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Reinhard Marx hatte gesagt, zwar seien die Bischöfe keine Politiker, doch viele Christen seien in der Politik tätig. Die Gestaltung der Welt gehöre zum christlichen Auftrag.
Im Interview mit "idea" forderte Söder nun auch, die Kirche solle sich darauf konzentrieren, der Mission Jesu zu folgen. Bei der Verkündigung der Frohen Botschaft etwa sieht er Defizite: "Ich wundere mich oft, dass sie häufig so müde vorgetragen wird." In der Welt wachse der christliche Glaube, in Deutschland hingegen nicht, kritisierte Söder.
Der Politiker äußerte sich auch zum Thema Flüchtlinge. Keine Partei verfolge eine barmherzigere Flüchtlingspolitik als die CSU, zitiert ihn "idea". So stelle Bayern das meiste Geld für Flüchtlinge bereit. Anders als etwa in Berlin, wo Menschen im Freien hätten übernachten müssen, sei in Bayern jeder Flüchtling gut versorgt. Gleichwohl bekräftigt Söder die Forderung seiner Partei nach einer Sicherung der Landesgrenzen und einer Obergrenze für Flüchtlinge. Denn neben Barmherzigkeit müsse es auch Gerechtigkeit und Sicherheit geben.
Kongress christlicher Führungskräfte
In Bezug auf seinen persönlichen Glauben sagte Söder, er gebe ihm Gelassenheit für die Herausforderungen des Alltags. Von Donnerstag bis Samstag findet in Nürnberg der "Kongress christlicher Führungskräfte" statt, bei dem Söder als Referent auftritt. Der Kongress wird unter andrem von "idea" organisiert. (gho)