Söder weist Kirchenkritik an Islampolitik zurück
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat Kritik aus Kirchenkreisen an der Haltung seiner Partei in der Flüchtlings- und Islampolitik zurückgewiesen. Er rief die Kirchen dazu auf, wieder mehr über das Christentum zu sprechen: "Niemand in Deutschland wird ausgegrenzt. Ich würde mir von unseren Kirchen wünschen, das Sinnstiftende des Christentums noch stärker darzustellen und mehr Menschen vom christlichen Glauben zu überzeugen", sagte Söder der "Bild am Sonntag". Wenn in Städten wie Berlin Christen nur eine Minderheit seien, wäre es eine "lohnende Aufgabe, sich Gedanken darüber zu machen, wie man das Christentum wieder attraktiver macht".
Mit Blick auf Flüchtlinge und Migranten sagte Söder außerdem, dass man in Deutschland tolerant gegenüber anderen Religionen sei, es gelte die Religionsfreiheit. "Aber jeder, der zu uns kommt, muss sich unseren Werten, Sitten und Gebräuchen anpassen und nicht umgekehrt. Bayern ist christlich-abendländisch geprägt mit jüdischen und humanistischen Wurzeln." Söder will daher die Zulassung von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien zum regulären Schulunterricht vom Erwerb der deutschen Sprache und der Vermittlung von Wertekunde abhängig machen. "Nur diejenigen Schüler kommen in den Regelunterricht, die unsere Sprache sprechen und unsere Werte verstehen. Intoleranz und Antisemitismus gehören nicht dazu."
Mehrfach Kritik von Söder an Kirche
Außerdem sollten laut Söder Kindergeldzahlungen an im Ausland lebende Kinder gekürzt werden. "Die jetzige Gesetzeslage ist für die Bevölkerung nicht verständlich. Künftig sollte sich das Kindergeld nach der Kaufkraft des Landes bemessen, in dem die Kinder leben." Zugleich will er mit einer Initiative im Bundesrat erreichen, dass im Ausland geschlossene Mehrfachehen hierzulande nicht gelten: "Eine Ehe bedeutet Einehe. Polygame Ehen sind in Deutschland strafbar. Da ist es doch absurd, dass wir uns mit der Zuwanderung Polygamie ins Land holen."
Zuletzt hatte der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mit seiner Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, für Diskussionen gesorgt. Während Seehofer Unterstützung von den Parteikollegen Alexander Dobrindt und Markus Söder erhielt, übte unter anderem das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Kritik.
In der Vergangenheit hatte Söder die Kirche seinerseits mehrfach kritisiert. So sagte er in einem Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" im November 2016: "Es wäre für die Kirchen besser, sie würden sich stärker auf den Glauben konzentrieren und weniger Politik machen." Im folgenden Februar behauptete er, viele Gläubige wünschten sich von der Kirche keine politische, sondern eine geistliche Ausrichtung. Zuletzt hatte sich Söder mehr Kreuze in öffentlichen Gebäuden gewünscht. (bod/KNA)