Spahn: Kirche soll sich aus Politik heraushalten
CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat seine Forderung an die Kirchen bekräftigt, sich mehr aus der Tagespolitik herauszuhalten. "Ich nehme sie an den falschen Stellen sehr offensiv wahr", sagte er im Interview der Bistumszeitung "Kirche+Leben" aus Münster (Sonntag) und verwies auf kirchliche Stellungnahmen zu Hartz-IV- und Steuersätzen oder zur Flüchtlingspolitik.
Spahn: Kirchen sollen in Glaubensfragen Orientierung geben
Laut Spahn fehlt bei den Flüchtlings-Appellen deutscher Bischöfe meist der von Papst Franziskus erwähnte Aspekt, dass sich eine Gesellschaft durch zu viele Schutzsuchende auch überfordern könne. Die Kirchen sollten in Fragen des Glaubens mehr Orientierung geben. Sie müssten sich außerhalb der schnelllebigen Tagespolitik wieder vermehrt damit befassen, "wie sehr Kirche und Glaube unseren Alltag, unsere Kultur prägen".
Gleichwohl sollten sich die Christen laut Spahn auch politisch engagieren. "Die Frage ist nur: Ist ein Katholikentag oder ein Evangelischer Kirchentag am Ende nur ein weiteres politisches Happening, so wie ein Gewerkschaftstag? Oder geht es vor allem um Glauben, um Glaubensvermittlung, um Mission, um die Frage, was Katholiken als Salz der Erde von anderen Interessenvertretern unterscheidet?"
Linktipp: Spahn fordert Islamgesetz und Moschee-Register
Was wird in Moscheen gepredigt? Deutsche können die meisten Ansprachen von Imamen nicht verstehen, da diese auf Arabisch oder Türkisch predigen. CDU-Politiker Jens Spahn will das mit einem Gesetz ändern. (Artikel vom März 2017)Die Kirchen forderte Spahn auf, gegenüber den Muslimen selbstbewusster aufzutreten und eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung zu suchen. "Der Dialog ist sehr einseitig und oft zu unkritisch", sagte der Politiker. Grußbotschaften zum Ramadan reichten nicht aus. Probleme müssten offen angesprochen werden, etwa wie mehr Imame in Deutschland ausgebildet werden können.
Zudem machte sich Spahn für eine kritischere Auseinandersetzung mit dem Islam stark. Ihm gehe es um die Frage, wie der Islam in den Moscheen gelebt werde, was dort gepredigt und welches Frauenbild verbreitet werde, sagte der katholische Politiker.
Im Wort "Ungläubige" liege Nährboden für Terror
Spahn forderte, dass in den Moscheen mehr Deutsch gesprochen werden müsse. "Warum werden so viele Imame aus der Türkei hierher geschickt, die kein Deutsch sprechen?", fragte der Politiker. "Wir haben zu viele türkische Moscheen in Deutschland und zu wenige deutsche Moscheen."
Nach den Worten Spahns darf auch nicht akzeptiert werden, dass in den Moscheen wie selbstverständlich von "Ungläubigen" und nicht von Andersgläubigen gesprochen werde. Denn im abgrenzenden Wort "Ungläubige" liege der Nährboden für Radikalisierung und Terror.
Spahn bezeichnete die Integration von muslimischen Einwanderern in ganz Westeuropa als "eine der größten gesellschaftlichen Aufgaben". Niemand könne abstreiten, dass es Polen und Portugiesen leichter falle, sich hier einzufügen. (rom/KNA)