Sternberg will Liberale und Konservative im ZdK
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, wünscht sich die Aufnahme von sehr liberalen und sehr konservativen Gruppen ins katholische Laiengremium. Es gebe heute eine "völlig unproblematische Zusammenarbeit" zwischen dem ZdK und der Leitung der linkskatholischen Bewegung "Wir sind Kirche", sagte Sternberg in einem Interview der Bistumszeitung "Kirche+Leben" (Sonntag) in Münster.
So habe er zum Beispiel ein Grußwort auf ihrer letzten Sitzung gesprochen. "Wissen Sie, die alten Kampfzeiten sind überwunden", unterstrich der Präsident. Viele Forderungen, die "Wir sind Kirche" 1995 im sogenannten Kirchenvolksbegehren erhoben habe, seien inzwischen Praxis. Sternberg erklärte, er wünsche sich, "dass wir 'Wir sind Kirche' und gleichzeitig die eher konservative Bewegung 'Freude am Glauben' ins ZdK aufnehmen könnten". Dies scheitere aber nicht zuletzt daran, "dass wir bei der anderen Seite eine gewisse Unwilligkeit merken, mit uns ins Gespräch zu kommen", sagte er.
Der Kongress "Freude am Glauben" wird jährlich vom "Forum Deutscher Katholiken" veranstaltet. Das Forum richtet sich nach eigenen Angaben an papst- und kirchentreue Katholiken unterschiedlicher Spiritualität und geistlicher Ausrichtung, die sich zum Glauben bekennen, "wie er im Katechismus der Katholischen Kirche zusammengefasst ist". Es wurde 2000 unter anderem als eine Art "Gegenentwurf" zum vermeintlich zu liberalen ZdK gegründet.
ZdK repräsentiere Katholizismus in ganzer Bandbreite
Sternberg fügte mit Blick auf die Ablehnung durch das Forum hinzu: "Das bedauere ich sehr, zumal das den Eindruck erwecken könnte, es handelte sich beim ZdK um etwas Linkes, Revolutionäres oder Kirchenfremdes." Das Laiengremium sei keine Ausrichtung im Katholizismus, sondern repräsentiere ihn in seiner ganzen Breite.
Nach den Worten von Sternberg gehören der Bewegung "Wir sind Kirche" viele Menschen an, die er gerne als die "kirchlichen Achtundsechziger" bezeichne. Sie hätten die Euphorie des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) erlebt und zu Recht einen weit größeren Aufbruch erwartet. Dann seien sie enttäuscht worden. "Sie haben sich zum Teil an der Kirche wundgerieben." Er kenne viele katholische Christen, auch ältere, die heute nichts mehr wissen wollten von Kirchendebatten, "weil sie tief verletzt sind und sich zurückgezogen haben".
Dennoch sei es für diese Menschen nie in Frage gekommen, sich von der Kirche zu trennen. "Ich bedaure, dass manche von ihnen die großen Chancen nicht wahrnehmen können, die jetzt mit Papst Franziskus da sind, der ja viele der Kritik-Themen wie immer anders aufgreift als erwartet." Und doch sei er "inspirierend" für die Kirche, erklärte Sternberg. (bod/KNA)