Britischer Musikstar spricht über seinen Glauben

Sting liebt die lateinische Liturgie – und den Papst

Veröffentlicht am 09.08.2018 um 13:53 Uhr – Lesedauer: 
Musik

Bonn ‐ Die lateinische Liturgie hat für Sting einen ganz besonderen Stellenwert, erklärt der Musiker. Der Glaube habe zudem seine Musik stark geprägt – auch weil er in mancher Frage nicht dem Katechismus folgen will.

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Der britische Popstar Sting ist ein großer Freund der lateinischen Liturgiesprache. "Die Musik dieser Sprache ist wichtig für mich", erklärte er in einem Interview mit dem "National Catholic Register" (Mittwoch). "Ich war Ministrant und habe die lateinische Messe gelernt, aber den Choralgesang habe ich geliebt, ich habe die Gregorianik geliebt, gesungene Messen", sagt der 66-Jährige im Rückblick. Eine allgemeine Rückkehr zum Lateinischen in der Liturgie würde er dennoch nicht bevorzugen; "ich kann sehen, warum es politisch ein Problem wäre".

In dem Gespräch, das wenige Tage vor seinem Zusammentreffen mit Papst Franziskus geführt wurde, äußerte der Musiker zudem große Sympathien für den amtierenden Pontifex. "Er bringt einen frischen Atem. Natürlich ist die Kirche in verschiedenen Bereichen kompromittiert, aber ich denke, er macht einen guten Job", sagte der Musiker. Am Mittwoch hatte er gemeinsam mit seiner Frau Trudie Styler (64) den Pontifex am Rande der Generalaudienz persönlich getroffen. Sting, der ab den 1970er Jahren mit seiner Band "The Police" Weltruhm erlangte, ist Katholik, während seine Frau der Anglikanischen Kirche angehört.

Sting fügt Barmherzigkeit in mittelalterlichen Hymnus ein

Über Papst Franziskus sagte der Brite weiter, dass dessen Betonung der Barmherzigkeit ihn bei der Komposition eines seiner jüngsten Stücke beeinflusst habe. Stings Version des mittelalterlichen Hymnus "Dies Irae" ende mit den Worten "Deus misericordia" (lat. "Gott ist Barmherzigkeit"). "Das steht nicht im Originaltext, ich hab mir einfach Freiheiten genommen und es hinzugefügt", so Sting. Der Hymnus, welcher Teil einer Multimedia-Show über die Sixtinische Kapelle ist, handelt vom Jüngsten Gericht. Dazu kommentierte der Musiker: "Wenn Gott Barmherzigkeit ist, dann gibt es überhaupt kein Gericht, sondern nur Vergebung. Ich weiß nicht, ob dieser Gedanke häretisch ist, aber für mich funktioniert er."

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Seinen persönlichen Glauben beschrieb Sting mit agnostischen Bildern. "Ich bin nicht unreligiös, ich bin nicht antireligiös, ich bin einfach nur gegen die Idee, dass wir alle Erkenntnis haben können." Insbesondere religiösen Menschen fehle zuweilen die Demut, anzuerkennen, dass sie nicht alles wissen. Der Brite glaube zudem auch nicht an die göttliche Erschaffung des Menschen: "Der Katechismus sagt, Gott hat uns nach seinem Bild erschaffen, ich sage, wir haben Gott nach unserem Bild erschaffen." Trotz Abweichung von der kirchlichen Lehre wolle der Musiker es jedoch nicht ausschließen, wieder praktizierender Katholik zu werden; "ich folge der Pascal'schen Wette". Ebenfalls werde er am Ende seines Lebens wahrscheinlich um die Sakramente bitten.

"Als Kinde hatte ich ontologische Höhenangst"

Die Idee der Ewigkeit fände der Musiker jedoch entsetzlich, wie er im Interview zugab. Schon als Kind habe er Probleme mit manchen Punkten der kirchlichen Lehre gehabt. "Ich war ein sehr ernstes Kind und habe immer kosmische, oder ontologische Höhenangst bekommen." Insbesondere die christliche Vorstellung von der Ewigkeit habe ihn schon damals herausgefordert, "nicht nur die ewige Verdammnis, sondern auch der ewige Himmel – ich habe mir das vorgestellt als eine heilige Messe, die niemals endet. Ich dachte: Ich will keins von beidem." Dieses "philosophische Rätsel" sei schließlich jedoch perfekt gewesen, "eine künstlerische Angst, einen künstlerischen Kampf zu schmieden", gab Sting zu. "Ich habe davon profitiert, aber ich habe auch darunter gelitten." (kim)

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