Theologe warnt vor Annäherung an Piusbrüder
Dies stelle letztlich zentrale Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) infrage wie Religionsfreiheit, Ökumene und bischöfliche Kollegialität. Das Konzil habe in diesen Punkten Weichenstellungen vorgenommen, "hinter die man nicht zurückgehen darf", so der an der Universität Wien lehrende Dogmatiker. Anlass seiner Äußerungen waren die jüngsten Entwicklungen im Dialog zwischen der Piusbruderschaft und Rom, bei dem sich die Hinweise auf eine einseitige Anerkennung der Bruderschaft ohne lehramtliche Vorbedingungen durch den Vatikan verdichtet hatten. Der Generalobere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, hatte - ebenfalls in den "Salzburger Nachrichten" (21. Juni) - die Gerüchte über eine stetige Annäherung bestätigt und betont, die Piusbrüder seien "keine Schismatiker". Fellay bestätigte jedoch auch, dass es keine Annäherung in den umstrittenen Fragen der Religionsfreiheit, der Ökumene und der Kollegialität der Bischöfe gebe.
Ein problematisches Geschichtsverständnis
Von Papst Franziskus erwartet sich Tück ein klares Wort in diesen Lehrfragen. Wenn Rom die Piusbruderschaft anerkenne, ohne dass die Traditionalisten ihre problematischen Lehren revidierten, trügen sie als trojanischen Pferd neue Konflikte in die Kirche hinein. Bei der Frage der Religionsfreiheit etwa vertrete Fellay ein "exklusivistisches" Verständnis der römisch-katholischen Alleinstellung gegenüber anderen Religionen. Dies sei vom Konzil bereits "aufgelockert" worden. Auch im Blick auf das Judentum ortet Tück bei den Piusbrüdern ein problematisches Geschichtsverständnis: "Die Aussage von Fellay, dass der Holocaust nichts mit der katholischen Kirche zu tun habe, zeugt von einer betrüblichen Geschichtsblindheit." Auch widerspreche es der Wertschätzung des Judentums durch das Konzil, wenn Fellay sage, er habe nichts gegen das Judentum, ausgenommen die Religion. (KNA)