"Trink nicht nur Wasser"
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Die Bibel ist ein Buch der vielen Reisen. Darunter findet man Erzählungen über kurzes Unterwegssein genauso wie die 40-jährige Wanderung des Volkes Israel, den Städtetrip der Königin von Saba zu Salomo ebenso wie das Umherirren des Jona. König der Reisenden war aber sicherlich Paulus von Tarsus: Als Apostel reiste er kreuz und quer durch den Mittelmeerraum und gründete dort Gemeinden. Die Briefe, die er den Christen später schrieb, enthalten auch viele Ratschläge zum Reisen selbst. Wir haben fünf ausgewählt - und erklären, was sie uns heute noch sagen können.
Wir haben uns gemüht und geplagt!
"Wir haben bei euch kein unordentliches Leben geführt und bei niemand unser Brot umsonst gegessen; wir haben uns gemüht und geplagt, Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen." (2 Thess 3,7 f.)
"Wir haben auch unsere schlammigen Schuhe vor der Haustür ausgezogen und nirgends Hotelhandtücher mitgenommen, den Reiseleiter nicht angenörgelt und das Zimmermädchen nicht genervt, um gute Gäste zu sein" - das hätte Paulus vielleicht im Hinblick auf verwöhnte Urlauber weiter ausführen können. Na gut, an dieser Stelle will er arbeitsscheue Müßiggänger der Gemeinde von Thessaloniki zurechtweisen, keine unwirrschen Feriengäste. Aber so viel kann man bei aller Erholungsnot doch in den Urlaub mitnehmen: Einen angenehmen Gast lädt man gerne wieder ein.
Von Rucksacktouristen und Weinverkostungen
"Denn ich habe gelernt, mich in jeder Lage zurechtzufinden: Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung." (Phil 4,11 f.)
Mit dieser Einstellung wäre Paulus der perfekte Rucksacktourist der heutigen Zeit. Lange Wege, dreckige Unterkünfte und fragwürdige Straßenimbisse - das hätte ihn bestimmt nicht verschreckt. Offenbar hätte er aber ebenfalls mit den Verlockungen einer italienischen Gelateria, einer französischen Patisserie oder einer guten Weinverkostung umgehen können - und hätte das Internet nicht mit Essens-Schnappschüssen überschwemmt. Ob er mit ebensolch stoischer Ruhe auch quengelnde Kinder auf der Rückbank ertragen hätte? Auf jeden Fall ist ein bisschen Gelassenheit und Zurückhaltung in jeder Lage ein guter Reisebegleiter.
Nicht nur für die Kamera!
"Ich möchte euch diesmal nicht nur auf der Durchreise sehen; ich hoffe, einige Zeit bei euch bleiben zu können, wenn der Herr es zulässt." (1 Kor 16,7)
Vorfreude auf die Reise und ein Wiedersehen mit Freunden geht aus vielen von Paulus' Briefen hervor, in denen er seine Reisepläne schildert. Auch wir freuen uns manchmal schon das ganze Jahr auf die Ferien. Doch tritt der heißersehnte Moment dann ein, ist man nicht selten in seinem Kopf schon wieder ganz woanders. Gerade im Urlaub oder bei dem Besuch von Freunden bietet es sich aber an, abzuschalten und zu genießen. Vielleicht gelingt das besser, wenn man sich bewusst macht, dass die Reise bei aller Planung etwas Besonderes, ein Geschenk, ist - genau wie Paulus im letzten Halbsatz schreibt: "wenn der Herr es zulässt". Damit nachher auch schöne Erinnerungen im Gedächtnis und nicht nur auf der Speicherkarte der Kamera zurückbleiben.
Linktipp: Apostel der Völker
Paulus, mit hebräischem Namen Saulus, wandelte sich vom Christenverfolger zum Apostel der Völker. Er wurde um das Jahr 10 nach Christus in Tarsus in der heutigen Türkei geboren. Zu Lebzeiten des Paulus war Tarsus eine bedeutende Handelsstadt und Hauptstadt der römischen Provinz Cicilien.Ein guter Tropfen für die Gesundheit
"Trink nicht nur Wasser, sondern nimm auch etwas Wein, mit Rücksicht auf deinen Magen und deine häufigen Krankheiten." (1 Tim 5, 23)
Das rät Paulus dem Thimotheus. Für moderne Reisende ist das immer noch aktuell, wenn auch nicht aus gleichem Grund. Zu Paulus' Zeiten konnte von Trinkwasser keine Rede sein, daher war Wein zu trinken in vielen Fällen die sichere Alternative. Heute kann man in vielen Ländern ohne Sorge das Wasser aus dem Wasserhahn trinken. Vom Geschmack einmal abgesehen, ist der landestypische Wein trotzdem einen Versuch wert: Das Land lässt sich bei einem guten Tropfen in gemütlicher Runde noch besser kennen lernen.
Gemütlich auf der Picknickdecke
"Ich schreibe dir im Vertrauen auf deinen Gehorsam und weiß, dass du noch mehr tun wirst, als ich gesagt habe. Bereite zugleich eine Unterkunft für mich vor!" (Phlm 1,21 f.)
Urlaubszeit ist für viele auch Gastgeberzeit: Verwandte oder Freunde kommen vorbei, denen man eine angenehme Zeit bereiten möchte. Nicht wenige Gastgeber verfallen da schon Tage vorher in einen stressigen Vorbereitungsmarathon, damit beim Besuch ja alles perfekt läuft: Gästezimmer herrichten, Ausflüge planen, Einkäufe machen. Doch ist es nicht schöner, gemeinsam einfach im Stadtpark auf einer Decke oder gemütlich auf dem heimischen Balkon zu sitzen und sich das zu erzählen, was seit dem letzten Treffen passiert ist? Die meisten Gäste werden diese Aufmerksamkeit des Gastgebers mehr schätzen als das ausgefeilteste Programm. Und die, die es nicht tun, können beim nächsten Besuch getrost im Hotel übernachten.
Linktipp: Auf nach Hellas!
Von Korinth bis Patras: In Griechenland liegen einige für das Christentum bedeutsame Orte. Falls Sie also noch keine Pläne für den Urlaub haben, reisen Sie doch mal auf den Spuren des Apostelfürsten Paulus. (Artikel von 2015)Dieser Text wurde aktualisiert am 10. Juli 2020.