Diplomatische Entspannung nach Papst-Aussage über Armenier

Türkei wertet Beziehungen zum Vatikan wieder auf

Veröffentlicht am 04.02.2016 um 10:55 Uhr – Lesedauer: 
Diplomatie

Istanbul ‐ Im vergangenen April bezeichnete der Papst das Massaker an den Armeniern im Jahr 1915 als Völkermord. Die Türkei reagierte verärgert - und zog ihren Botschafter ab. Jetzt, zehn Monate danach, scheint sich die Situation zu entspannen.

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Ministeriumssprecher Tanju Bilgic begründete den Schritt damit, dass der Vatikan am Mittwoch den türkischen Vorschlag zur Gründung einer gemischten Kommission zur Untersuchung der Ereignisse von 1915 begrüßte. Dies sei eine positive Entwicklung, so Bilgic. Ankara hatte den Botschafter im April 2015 abgezogen, nachdem Papst Franziskus die Massaker an den Armeniern in einer Messe zum 100. Gedenktag an den Massenmord als Völkermord bezeichnet hatte.

1915/16 hatten osmanische Truppen und kurdische Freiwillige nach Schätzungen bis zu 1,5 Millionen christliche Armenier getötet. Die Türkei wehrt sich beharrlich gegen die Einstufung der Morde als Genozid. Inzwischen haben auch mehrere westliche Parlamente die Vernichtung der Armenier als Völkermord verurteilt.

Regierung will beschädigte Marienkirche restaurieren lassen

Unterdessen kündigte die türkische Regierung an, die bei Kämpfen zwischen kurdischen Rebellen und türkischen Sicherheitskräften in der Stadt Diyarbakir beschädigte Marienkirche restaurieren zu lassen. Wie türkische Medien am Donnerstag meldeten, machte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu dem syrisch-orthodoxen Pfarrer Yusuf Akbulut eine entsprechende Zusage. Akbulut hatte die umkämpfte historische Kirche vergangene Woche verlassen müssen.

Akbulut begegnete Davutoglu den Angaben zufolge bei einem Treffen mit Vertretern von Gemeinden, Vereinen und Verbänden in Diyarbakir. Dabei habe der Prieser den Ministerpräsidenten im Namen zahlreicher Geistlicher aus aller Welt gebeten, sich für den Erhalt der Kirche aus dem 6. Jahrhundert einzusetzen.

Die Zeitungen "Sabah" und "Yeni Asir" warfen der kurdischen Rebellenorganisation PKK vor, die Marienkirche als Stützpunkt missbraucht und Waffen darin gelagert zu haben. Der Gouverneur von Diyarbakir hatte diesen Vorwurf bereits am Wochenende dementiert. (bod/KNA)