Twittern, bis der Papst geht
15 der 117 zur Wahl berechtigten Kardinäle twittern. Mal mehr, mal weniger. Während der Washingtoner Erzbischof Donald Wuerl ( @Cardinal_Wuerl ) seit Mitte Juli 2011 gerade einmal 21 Twitter-Meldungen seines Erzbistums an seine 274 Follower weitergeleitet hat, ist sein Amtsbruder aus New York, Timothy Dolan (@ CardinalDolan ), bereits seit 2009 sehr aktiv. Beinah täglich twittert er Bibelsprüche, Verlinkungen zu seinem Blog oder Stellungnahmen an seine 83.964 Follower.
Doch nicht nur Dolan, auch andere leidenschaftliche Twitter wie Kurienkardinal Gianfranco Ravasi ( @CardRavasi , 39.476 Follower) oder der Erbischof von São Paulo, Odilo Scherer ( @DomOdiloScherer , 24.042 Follower), werden sich ab Mitte März zurückhalten müssen. Nach geltender Wahlordnung ist den Kardinälen nach dem Einzug in die Sixtinische Kapelle der Kontakt zur Außenwelt verboten. Keine Zeitungen, kein Fernsehen, kein Radio und kein Telefon – und natürlich auch kein Twitter.
Die Exkommunikation droht
Zwar hatte der ehemalige Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony ( @CardinalMahony ), Mitte Februar angekündigt, von Rom aus täglich zu twittern. Angesichts möglicher Konsequenzen sollte er allerdings drüber nachdenken.
Ungeachtet der Tatsache, dass in Teilen des Vatikan Störsender installiert werden sollen, um eine Mobilfunkkommunikation nach außen zu unterbinden, sehen die Vorschriften für das Konklave strenge Strafen vor. So verwies der Sekretär des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten, Bischof Juan Ignacio Arrieta, kürzlich auf die Normen der Wahlordnung. Demnach müssen sich Kardinäle während des Konklaves "schriftlicher Korrespondenz, Gesprächen, auch per Telefon oder Funk" mit Außenstehenden enthalten. Ein Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht ist mit der von selbst eintretenden Exkommunikation belegt.
Allerdings sei diese Exkommunikation weder ein Ausschlussgrund vom Konklave noch mache ein Verstoß die Papstwahl ungültig, betonte Arrieta. Zugleich merkte er an, die Konklave-Ordnung enthalte mehr Exkommunikationsandrohungen als der gesamte Kirchenrechts-Kodex.
Benedikt wird nicht mehr twittern
Erst Mitte Dezember 2012 war der Papst ( @pontifex ) selbst unter die Zwitscherer gegangen. Fast drei Millionen Menschen verfolgen verteilt auf acht Accounts in unterschiedlichen Sprachen die Tweets von Benedikt XVI. Damit wird bald Schluss sein. Nach Angaben von Radio Vatikan wird der Papst nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit nicht mehr twittern.
Mit dem letzten Tweet wird am Mittwoch oder Donnerstag zu rechnen sein. Am Sonntag wandte sich Benedikt über den Kurznachrichten mit einem persönlichen Anliegen an seine Follower: „In diesen besonderen Tagen bitte ich euch, für mich und für die Kirche zu beten und wie immer der Vorsehung Gottes zu vertrauen“, schrieb er.
Ob der neue Papst den Social-Media-Vorstoß des Deutschen fortführen wird, ist offen. Immerhin gehören auch twitternden Kardinäle Scherer und Dolan zum Favoritenkreis auf Amt – wobei Dolan jüngst nach einer Messe in der New Yorker St. Patrick's Kathedrale sagte, derjenige, der ihn nach Nachfolger sehe, müsse Marihuana geraucht haben.
Wie der Sekretär des päpstlichen Medienrates, Paul Tighe, am Montag mitteilte, soll der Account @pontifex zunächst nur während der Zeit zwischen dem Rücktritt von Benedikt XVI. und der Antritt des neuen Papstes stillgelegt sein. Danach könnte der neue Papst den Account übernehmen, falls er dies wünsche.
Doch egal, ob der neue Pontifex twittern wird oder nicht: Kurznachrichten aus dem Vatikan sind zumindest nicht ausgeschlossen. Seit einigen Tagen hat das vatikanische Staatssekretariat unter @TerzaLoggia einen Account. Das Sekretariat ist das wichtigste Amt der Verwaltung des Heiligen Stuhls und unterstützt den Papst in der Führung und Verwaltung der Weltkirche. Der Name "TerzaLoggia" bezieht sich auf die dritte Etage im Apostolischen Palast des Vatikan. Auf einen Tweet aus dem dritten Stock mussten die aktuell 1.917 Follower bisher aber vergeblich warten.
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