Über die prophetische Kraft der Jugend
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat davor gewarnt, den christlichen Glauben auf eine "banale Ethik" oder auf Wellness zu reduzieren. Stattdessen müsse es gerade im Umgang mit jungen Menschen darum gehen, deutlich zu machen, dass der Glaube "wirklich lebens- und heilsrelevant" sei, sagte Oster am Mittwoch bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Bergisch Gladbach. Der Bischof, der seit Herbst vergangenen Jahres Vorsitzender der Jugendkommission der Bischofskonferenz ist, äußerte sich bei einem Pressegespräch zum Thema "Jugend - Glaube - Kirche: Jugendpastorale Herausforderungen und die Bischofssynode in Rom 2018".
Ein Graben zwischen Kirche und Jugendlichen
"Wir haben uns zu lange auf eine institutionalisierte Art des Gläubigwerdens von Jugendlichen verlassen", sagte Oster weiter. Statt weiter auf die christliche Sozialisation beispielsweise durch Kindertagesstätten oder Schulen zu setzen, müsse die Kirche jungen Menschen ehrliche Beziehungen und echte Freundschaft anbieten. Der Bischof diagnostizierte einen "fast metaphysischen Graben" zwischen der Kirche und jungen Menschen. Die Frage sei, wie dieser Graben überwunden werden könne.
Oster betonte die Bedeutung junger Menschen für die Kirche. "Die Jugendlichen haben prophetische Kraft, und sie helfen uns, das Evangelium zu verkünden", sagte der Bischof. Er mahnte mehr Respekt für junge Menschen im kirchlichen Raum an. Jugendliche bekämen für ihre Aktivitäten oft "den unattraktivsten Raum im Keller einer Pfarrei". Dies sei nicht sonderlich wertschätzend, so der Jugendbischof.
Mit Blick die Jugendsynode 2018 im Vatikan verwies Oster auf das im Januar veröffentlichte Vorbereitungsdokument. Durch das gesamte Dokument ziehe sich die Frage, wie man Jugendlichen die Freude am Evangelium vermitteln könne. Es trage einen starken "Franziskus-Stempel". Dass die Jugendlichen durch die Synode in den Blick der Weltkirche gerieten, sei nicht zu erwarten gewesen und deshalb "umso schöner".
Bianka Mohr, die Leiterin der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz (afj), bezeichnete die geplante Synode als "große Chance, die ganz unterschiedlichen Lebenssituationen junger Menschen auf allen Kontinenten in den Blick zu nehmen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen". Papst Franziskus mache mit der Synode deutlich, dass die Kirche den Blick auf alle Jugendlichen richten müsse, egal ob arm oder reich, ob am Rande oder mitten in der Gesellschaft.
Mohr kündigte an, die Zeit bis zur Synode nutzen zu wollen, um das Bild der Jugend- und Berufungspastoral weiter zu schärfen. Dazu diene vor allem der Fragebogen aus dem Vorbereitungsdokument. Der Ständige Rat der Bischofskonferenz hat alle Diözesen aufgerufen, die Fragen bis Anfang Mai zu beantworten. Dazu werden vielerorts auch die Fachstellen für Jugend- und Berufungspastoral einbezogen. "Aus diesen und allen anderen Antworten werden wir ein Papier erstellen, das ein Bild der Jugend- und Berufungspastoral in Deutschland zeichnet und als ‚Antwort aus Deutschland‘ nach Rom geschickt wird", so Mohr.
Die afj-Leiterin rief die Jugendlichen darüber hinaus dazu auf, sich an einer Online-Umfrage des Vatikan zu beteiligen, die nun im Mai starten soll. "Wir rufen alle Jugendlichen auf, sich an dieser Umfrage zu beteiligen, um die Lebenswelten in Deutschland sowie die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der jungen Generation einzubringen", sagte Mohr.
Der Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Pfarrer Dirk Bingener, verwies auf die Skepsis vieler junger Menschen gegenüber der Institution Kirche. Der Nachwuchs in den katholischen Jugendverbänden habe vor allem bei zwei Themen Unverständnis für die Position der Kirche, so Bingener: "Das ist zum einen die Frage der Nichtzulassung von Frauen zum Weiheamt und zum anderen die Frage des Umgangs der Kirche mit homosexuell veranlagten Menschen". Der DBKJ-Präses sagte, er erwarte, dass diese Einwände junger Menschen auch auf der Bischofsynode im kommenden Jahr ernst genommen würden.
Oster verteidigt Nein zum Frauenpriestertum
Bischof Oster dagegen verteidigte die katholische Lehre, laut der nur Männer Priester werden können. Es sei kein bloßer Zufall, dass Christus als Mann geboren wurde und dass er im Neuen Testament als Bräutigam und die Kirche als Braut bezeichnet werde. Deshalb sei es auch nicht ins Belieben der Kirche gestellt, darüber zu entscheiden, welches Geschlecht die Personen haben, die in Person Christi am Altar Eucharistie feiern. Wenn er als Jugendbischof mit jungen Menschen über diese Frage spreche, merke er, dass es vor allem auf die klare Vermittlung dieser kirchlichen Lehre ankomme, damit diese auch verstanden werde , so Oster. (mit Material von KNA)