Vatikan-Diplomat mahnt zum Erhalt christlicher Identität
Zu diesen Werten gehörten Respekt vor einer pluralistischen Gesellschaft, die Trennung von Religion und Politik und Demokratie. Die Aufnahme von Menschen in Not sei zwar christliche Pflicht, Europa habe aber auch ein Recht darauf, "die eigene Identität zu behalten", so Tomasi. Muslime dürften die freiheitlichen Werte nicht infrage stellen.
Wirtschaftliche Ungleichheit ist politisch gewollt
Die enorm gestiegenen Flüchtlingszahlen sind aus Sicht Tomasis zum einen die Folge einer verfehlten Nahost-Politik seit der US-geführten Irak-Invasion im Jahr 2003. "Die Situation im Mittleren Osten hat sich seitdem ständig verschlimmert." Zum anderen flüchteten die Menschen vor der Armut, die aus einer systematischen Politik der Ungleichheit zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Ländern erwachse. "Es gibt einen politischen Willen, diese Ungleichheit zwischen den Ländern zu erhalten", kritisierte Tomasi. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Interessen multinationaler Konzerne.
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Ob Armut, Terror oder Naturkatastrophen: Täglich verlassen Menschen ihr Heimatland, um woanders ein neues, ein besseres Leben zu beginnen. Die Flüchtlinge kommen auch nach Deutschland. Das bedeutet eine große Herausforderung für Politik, Gesellschaft und Kirche.Tomasi: Christenverfolgung bleibt unbeachtet
Ferner beklagte der Vatikandiplomat internationale Gleichgültigkeit gegenüber den Christenverfolgungen im Nahen Osten. Abgesehen von Papst Franziskus, der immer wieder an das Leiden erinnere, werde das Geschehen auf internationaler Bühne beiseitegewischt, "als ob die Menschenrechte der Christen nicht denselben Stellenwert hätten wie die Rechte anderer Personen". (KNA)