Kirche verurteilte seine Werke als "schwere Irrtümer"

Vatikan: Papst soll Jesuiten Teilhard rehabilitieren

Veröffentlicht am 22.11.2017 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 
Kirche

Rom ‐ Pierre Teilhard de Chardin wollte zwischen Theologie und Naturwissenschaften vermitteln. Doch die Kirche verurteilte seine Werke. Jetzt richtet seine eigene Behörde einen Appell an Papst Franziskus.

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Seine eigene Behörde appelliert an Papst Franziskus, den französischen Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955) zu rehabilitieren, vor dessen Schriften der Vatikan 1962 wegen "schwerer Irrtümer" und Abweichungen von der kirchlichen Lehre gewarnt hatte. Der päpstliche Kulturrat verabschiedete während seiner Vollversammlung in Rom am Samstag eine Petition, die sich für eine Aufhebung dieser Rüge (Monitum) des Heiligen Offiziums ausspricht, wie das Internetportal "Vatican Insider" am Mittwoch berichtete. Die Petition soll Franziskus in den kommenden Tagen überreicht werden. Dem päpstlichen Kulturrat gehören rund ein Dutzend Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt an. Präsident des Rates ist der italienische Kurienkardinal Gianfranco Ravasi.

Der Theologe und Paläontologe Teilhard de Chardin hatte sich um einen Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften bemüht. Dabei war er – unter anderem wegen seiner Evolutionstheorie – wiederholt in Konflikt mit seinen Ordensoberen und dem Vatikan geraten. Sieben Jahre nach seinem Tod, am 30. Juni 1962, hatte der Vatikan öffentlich erklärt, dass Teilhards Werke "schwere Irrtümer" enthielten und von der katholischen Lehre abwichen. Der Vorläufer der heutigen Glaubenskongregation, das Heilige Offizium, forderte Bischöfe und Ordensobere in einem sogenannten Monitum (Rüge) auf, junge Leute vor den "Gefahren" dieser Werke zu schützen. Im selben Jahr ordnete der Vatikan ein Lektüreverbot für die Werke Teilhard de Chardins in katholischen Hochschulen und Fakultäten sowie Priesterseminaren an. 1967 forderte das Heilige Offizium die Entfernung seiner Werke aus katholischen Buchhandlungen und Bibliotheken religiöser Gemeinschaften an.

Eine Aufhebung der vatikanischen Warnung vor Teilhards Schriften würde nicht nur die "genialen Bemühungen eines frommen Jesuiten rehabilitieren, die wissenschaftliche Vision des Universums und die christliche Eschatologie zu versöhnen", heißt es in der Petition. Ein solcher Akt sei auch "ein hervorragender Impuls für alle Theologen und Wissenschaftler guten Willens, zusammen ein Modell christlicher Anthropologie zu erarbeiten". Leitfaden können hierbei die Enzyklika "Laudato si" von Franziskus sein.

Franziskus hat sich in "Laudato si" ausdrücklich auf Teilhard de Chardin berufen; auch seine Vorgänger Benedikt XVI. und Johannes Paul II. haben den französischen Jesuiten wiederholt zitiert. (tja)