Vorstand von Kinderklinik-Stiftung komplett ausgewechselt

Vatikan reagiert auf Wohnungsskandal

Veröffentlicht am 05.11.2015 um 12:10 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Kardinal Tarcisio Bertone soll die Renovierung seiner Wohnung mit Geldern einer Kinderklinik-Stiftung bezahlt haben. Der Vatikan hat nun erste Konsequenzen gezogen - und den Vorstand der Stiftung komplett ausgewechselt. Der Kardinal selbst dementiert.

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Bertone selbst hat die Behauptung zurückgewiesen, die Stiftung habe die Renovierung seiner Wohnung im Vatikan mitfinanziert. Es handele sich hierbei um "falsche Beschuldigungen und Lügen", sagte Bertone in einem Interview der Tageszeitung "Corriere della Sera" (Donnerstag). Er habe 300.000 Euro aus eigener Tasche zu der Renovierung beigesteuert, wie es die vatikanische Verwaltung von ihm gefordert habe, erklärte der 80-jährige Kardinal.

Zugleich wies Bertone Medienberichte zurück, wonach sein Appartement 700, 500 oder 350 Quadratmeter groß sei. Es umfasse 296 Quadratmeter. Außerdem wohne er darin mit drei Ordensfrauen zusammen. Entgegen anderslautender Medienberichte habe er auch keine eigene Terasse. Sie stehe allen Bewohnern des Hauses zur Verfügung.

Journalist Emiliano Fittipaldi behauptet etwas Anderes

Laut Vorabberichten über ein Enthüllungsbuch des Journalisten Emiliano Fittipaldi soll die Stiftung 200.000 Euro zur Renovierung der Wohnung Bertones im Vatikan beigesteuert haben. Im Gegenzug habe der frühere Kardinalstaatssekretär die Räume der Stiftung für nicht näher definierte "institutionelle Zwecke" zur Verfügung gestellt. Dies sei dem Vatikan im März 2014 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers (PwC) in einem Bericht mitgeteilt worden, schreibt Fittipaldi.

In ihrer Mitteilung vom Mittwoch geht die Stiftung nicht direkt auf den Vorwurf ein. Man schlage "mit Nachdruck ein neues Kapitel gegenüber der Vergangenheit auf", heißt es lediglich. Die Stiftung werde "ein Glashaus" sein. Ihre Aufgabe sei es künftig, Gelder für Forschung, Innovation und Solidaritätsaktionen im internationalen Bereich zu sammeln. Die Stiftung soll 2012 auch für einen "Marketing-Einsatz" des Kardinals in Süditalien einen Hubschrauber gechartert haben. Die Kosten dafür beliefen sich laut dem Bericht auf 23.800 Euro. 

Bertone war von 2006 bis 2013 Kardinalstaatssekretär unter Papst Benedikt XVI. und damit "zweiter Mann" im Vatikan. Papst Franziskus ersetzte ihn mit Wirkung vom 15. Oktober 2013 durch den Vatikandiplomaten Pietro Parolin. Bertone gehört zum Rang der sogenannten Kardinalbischöfe und zählt damit weiter zu den sechs ranghöchsten Kardinälen im Vatikan. (bod/KNA)

05.11.2015, 15.29 Uhr: aktualisiert um das Dementi von Kardinal Bertone

Linktipp: Zweckentfremdete Spenden

Spendengelder in Millionenhöhe sind im Vatikan offenbar noch bis in das Pontifikat von Franziskus hinein zum Stopfen von Finanzlöchern zweckentfremdet worden. Das geht aus einem neuen Buch des Journalisten Gianluigi Nuzzi hervor.