Kardinalstaatssekretär Parolin soll angerufen haben

Vatikan solidarisiert sich mit attackiertem Kardinal

Veröffentlicht am 26.04.2017 um 11:10 Uhr – Lesedauer: 
Parolin sitzt auf einem roten Sofa.
Bild: © KNA
Venezuela

Caracas ‐ Mitte April hatten Regierungsanhänger einen Gottesdienst des venezolanischen Kardinals Jorge Urosa Savino gestört. Jetzt soll er einen Anruf von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin erhalten haben.

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Der Vatikan hat sich einem Zeitungsbericht zufolge hinter den während eines Gottesdienstes in Venezuela attackierten Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Savino, gestellt. Wie die regierungskritische Tageszeitung "El Nacional" am Dienstag (Ortszeit) berichtete, habe Urosa einen Anruf von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (Bild oben) erhalten, in dem dieser die Solidarität des Vatikan mit Urosa ausgedrückt habe.

Keine Differenzen zwischen Bischofskonferenz und Vatikan

Die Geste könne als ein Ausdruck der Einheit zwischen dem Vatikan und der Kirche in Venezuela gewertet werden, hieß es. Es gebe keine Differenzen zwischen der venezolanischen Bischofskonferenz und dem Vatikan, zitiert das Blatt eine nicht näher genannte Quelle aus der Bischofskonferenz.

Mitte April hatten Anhänger der sozialistischen Regierung einen Gottesdienst von Urosa in Caracas gestört, dabei war es auch zu einem Handgemenge mit Gläubigen gekommen. Urosa hatte zuletzt immer wieder das Recht der Menschen in Venezuela bekräftigt, ihre Grundrechte zu verteidigen.

Bild: ©

Kardinal Jorge Liberato Kardinal Urosa Savino (links) ist Erzbischof von Caracas und Primas von Venezuela.

Venezuela wird seit mehr als drei Jahren von einer schweren Versorgungskrise und politischen Spannungen erschüttert. Die Opposition wirft der Regierung vor, für die katastrophale Versorgungslage und die Unterdrückung von demokratischen Grundrechten verantwortlich zu sein. Die Regierung des sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro wirft "imperialistischen Kräften" aus dem Ausland vor, einen Wirtschaftskrieg gegen das südamerikanische Land zu führen.

Seit Anfang April mehr als 20 Tote

Die jüngste Protestwelle entzündete sich an dem gescheiterten Versuch der Justiz, das Parlament zu entmachten, in dem die Opposition die Mehrheit hat sowie einem Berufsverbot für Oppositionsführer Henrique Capriles. Die Regierung hatte jüngst eine weitere Aufrüstung von regierungsnahen Milizen angekündigt. Jedes Mitglied erhalte ein Gewehr, versprach Maduro. Es gelte, die Revolution zu radikalisieren.

Seit Anfang April kamen mehr als 20 Menschen bei den Protesten ums Leben. Der Vatikan hatte vor wenigen Wochen versucht, zwischen beiden Seiten zu vermitteln. Die Gespräche verliefen allerdings im Sande. (KNA)

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In der politischen Krise in Venezuela berufen sich Regierung und Opposition auf die Religion. Während sich Letztere den Schutz durch die Kirche erhoffen, inszeniert sich der Präsident als Glaubenshüter.