Kommissionschef Chris Patten stellt neue Konzepte vor

Vatikan stellt Medienarbeit neu auf

Veröffentlicht am 28.05.2015 um 10:15 Uhr – Lesedauer: 
Medien

London ‐ Bisher fliest das meiste Geld in die Arbeit von "Radio Vatikan" und "L'Osservatore Romano". Das soll sich nach Auskunft des von Papst Franziskus zur Medienreform eingesetzten Chris Patten ändern. In London stellte er Konzepte vor, wie der Vatikan seine Medienstrategie ändern könnte.

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Der Papst hatte vergangenen Juli sechs internationale Experten gebeten, gemeinsam mit fünf Mitarbeitern der kirchlichen Zentralverwaltung ein Modernisierungskonzept für die vatikanischen Medien zu erarbeiten. Der Runde gehörte auch die deutsche Kommunikationswissenschaftlerin Daniela Frank an. Ziel waren eine höhere Reichweite bei jüngeren Menschen, eine engere Verzahnung der Medienbetriebe und finanzielle Einsparungen.

Patten wandte sich indessen gegen Kürzungen im vatikanischen Medienbudget von knapp 70 Millionen Euro wie auch gegen eine Reduzierung der mehr als 600 Medienmitarbeiter. Man solle das Geld "besser ausgeben, nicht unbedingt weniger ausgeben". Die jetzige Ressourcenverteilung sei "eher von historischen als aktuellen strategischen Überlebungen" bestimmt. So flössen rund 85 Prozent der vatikanischen Medienausgaben in den Sender "Radio Vatikan" und die Zeitung "Osservatore Romano". Demgegenüber seien der vatikanische Fernsehdienst und soziale Medien zwar professionell, aber unterfinanziert.

Bild: © andrea-goeppel.de

Bisher steckt der Vatikan das meiste Geld aus seinem Medienetat in die Arbeit von "Radio Vatikan" und die des "Osservatore Romano".

Der Vatikan müsse sich der "digitalen Herausforderung" stellen, so Patten. Dies verlange eine Überprüfung der Verbreitungswege wie etwa einer teilweisen Aufgabe des traditionellen Sendebetriebs von Radio Vatikan zugunsten des Internet. Nötig sei auch eine Anpassung der Formate: Statt einseitiger Kommunikation müsse es Möglichkeiten für Dialog, Fragen und Kritik geben.

Nach dem Vorschlag der Reformkommission sollen die Vatikan-Medien künftig zentral geleitet und koordiniert werden, und zwar durch ein Gremium mit Vertretern des vatikanischen Staatssekretariats und des Wirtschaftssekretariats, der Bischofskonferenzen, katholischer Medienorganisationen und einzelner Medienexperten. So sollen auch Doppelarbeit in Redaktionen und Abteilungen vermieden werden. Einfach werde das Projekt nicht, räumte Patten bei seiner Rede ein. Aber wenn, dann sei diese Reform nun unter Papst Franziskus möglich.

Presseamt soll aufgewertet werden

Die Arbeit des jetzigen Päpstlichen Medienrats soll außerdem in eine Abteilung für die konzeptionelle Ausrichtung integriert werden. Finanzverwaltung und Technik würden nach dem Willen der Kommission ebenso zentralisiert wie die Koordination der Medienaktivitäten und die Rechteverwertung.

Deutlich aufgewertet werden soll das Presseamt des Heiligen Stuhls, das nach dem Urteil Pattens derzeit "unterbesetzt und unter riesigem Druck" ist. Diese Schnittstelle, die unter anderem für die Verbreitung offizieller Erklärungen, Akkreditierungen und Pressekonferenzen zuständig ist, müsse seine Dienste "in einem angemessenen Spektrum von Sprachen" und mit der nötigen Ausstattung für einen 24-stündigen Medienbetrieb anbieten können. Derzeit ist Papst-Sprecher Federico Lombardi für Medienanfragen aus aller Welt zuständig. Das Presseamt schließt unter der Woche um 15 Uhr, dabei sind am Vatikan fast 5.000 Medienvertreter permanent oder vorübergehend akkreditiert. (som/KNA/dpa)

Zur vollständigen Rede

Die vollständige Rede von Lord Chris Patten können Sie auf Englisch auf der Seite des Catholic Heral nachlesen.