Prozess soll am Montag fortgesetzt werden

Vatileaks-Angeklagte beteuert ihre Unschuld

Veröffentlicht am 07.04.2016 um 16:10 Uhr – Lesedauer: 
Kriminalität

Vatikanstadt ‐ Am Montag soll der "Vatilekas 2"-Prozess fortgesetzt werden. In ihrer Vernehmung bestritt die hochschwangere Angeklagte Francesca Chaouqui, ein sexuelles Verhältnis mit einem spanischen Vatikan-Geistlichen gehabt zu haben.

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Italienische Medien berichteten am Donnerstag, Chaouqui habe bei der etwa sechsstündigen Befragung am Mittwoch betont, keine Vatikandokumente an die ebenfalls angeklagten Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi weitergegeben zu haben. Chaouqui, ein früheres Mitglied einer von Papst Franziskus eingesetzten Untersuchungskommission für die Vatikanfinanzen, bestätigte, sie sei mit Nuzzi befreundet und habe ihn dem früheren Sekretär der vatikanischen Wirtschaftspräfektur vorgestellt, Lucio Angel Vallejo Balda. Allerdings habe sie Nuzzi nie um vertrauliche Dokumente gebeten. Für deren Weitergabe sei allein Balda verantwortlich.

Angeklagte bestreitet körperlichen Kontakt zu Geistlichem

Der spanische Geistliche hatte in der vergangenen Prozessrunde Mitte März gestanden, den beiden Journalisten interne Unterlagen über Misswirtschaft im Vatikan zugespielt zu haben. Er gab an, von Chaouqui bedroht und sexuell bedrängt worden zu sein. Die im achten Monat schwangere PR-Fachfrau, die bislang nicht von der Verschwiegenheitspflicht gegenüber Dienstgeheimnissen befreit wurde, erklärte den Medienberichten zufolge: "Ich kann nicht alles sagen, was ich weiß, aber ich habe mich Monsignore Balda nie körperlich genähert." Sie erklärte zudem, der Geistliche sei homosexuell.

Chaouqui berichtete, ein Freund habe Balda in seiner Zeit des Hausarrests heimlich ein Handy zukommen lassen, das dieser verwandt habe, um Beweise zu beseitigen. Die Vatikan-Gendarmerie hatte bei dem Geistlichen tatsächlich ein Telefon gefunden. Nach Chaouquis Aussage kündigte der Vatikan eine Untersuchung wegen Verdunkelungsgefahr an. Chaouqui wurde zudem zu gefälschten Briefen mit dem Briefkopf der Vatikanbank IOR und mehreren SMS- und WhatsApp-Konversationen befragt. Ihr Antrag, einige Mitschnitte von Telefonaten in die Akten aufzunehmen, wurde abgelehnt. Anwesend waren auch die beiden mitangeklagten Journalisten Nuzzi und Fittipaldi. Kritiker sehen in dem Prozess gegen sie einen Angriff auf die Pressefreiheit. (KNA)

Linktipp: Geständnis im zweiten Vatileaks-Prozess

Im "Vatileaks 2"-Prozess um die Veröffentlichung vertraulicher Unterlagen hat der angeklagte vatikanische Mitarbeiter Lucio Angel Vallejo ein Geständnis abgelegt. "Ja, ich habe Dokumente an die Journalisten weitergegeben", sagte der Priester.