Computertechniker Sciarpelletti muss wegen Begünstigung verantworten

"Vatileaks"-Prozess geht weiter

Veröffentlicht am 05.11.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Vatileaks

Vatikanstadt ‐ In der "Vatileaks"-Affäre ist der Computertechniker Claudio Sciarpelletti (48) nach Vatikan-Angaben nicht wegen Beihilfe zum Diebstahl vertraulicher Papstunterlagen angeklagt. Der Angestellte des vatikanischen Staatssekretariates werde lediglich beschuldigt, durch widersprüchliche Aussagen die Ermittlungen behindert zu haben, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag zu Prozessbeginn vor Journalisten.

  • Teilen:

Der Prozess gegen Sciarpelletti wurde am Montag vor dem vatikanischen Gericht eröffnet. In seinem Schreibtisch war Ende Mai ein Briefumschlag mit der Aufschrift "P. Gabriele persönlich" gefunden worden. Er enthielt eine Schmähschrift gegen den Kommandanten der vatikanischen Gendarmerie, Domenico Giani, sowie nicht vertrauliche Unterlagen. Sciarpelletti wurde daraufhin für einen Tag inhaftiert. In Vernehmungen machte er widersprüchliche Aussagen über die Herkunft des Couverts.

Anwalt fordert Rücknahme der Anklage

Sciarpellettis Verteidiger hob am ersten Verhandlungstag die Unschuld seines Mandanten hervor. Dieser würde nicht seine 20 Jahre währende Tätigkeit für den Heiligen Stuhl aufs Spiel setzen, um einem Mann wie Paolo Gabriele einen Gefallen zu tun. Mit ihm verbinde ihn keine enge Freundschaft.

Der Anwalt forderte eine Rücknahme der Anklage; die Beschreibung des Straftatbestands sei zu ungenau. Er versicherte zudem, dass sein Mandant mit der vatikanischen Justiz zusammenarbeite. Seinen Antrag, den Telefon- und E-Mail-Verkehr zwischen Sciarpelletti und Gabriele auszuwerten, lehnte das Gericht ab.

Verhandlung geht Samstag weiter

Die Verhandlungen sollen am Samstag mit der Vernehmung des Angeklagten und der fünf Zeugen fortgesetzt werden. Unter ihnen ist auch der Kommandant der vatikanischen Gendarmerie. Am ersten Verhandlungstag war Giani nicht erschienen; er nahm an einer Interpol-Tagung in Rom teil. Vorgeladen ist auch der Major der Schweizergarde, William Kloter. Er war während der Sicherstellung des Briefumschlags in Sciarpellettis Schreibtisch anwesend.

Der frühere päpstliche Kammerdiener Gabriele war Anfang Oktober wegen schweren Diebstahls vom vatikanischen Gericht zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte gestanden, vertrauliche Unterlagen des Papstes entwendet, kopiert und an einen italienischen Journalisten übergeben zu haben. Dieser veröffentlichte sie anschließend. Die Richter kamen zu dem Ergebnis, dass Gabriele als Einzeltäter gehandelt habe.