Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) stellt Papier zum Reformationsgedenken vor

"Vision der sichtbaren Einheit bewahren"

Veröffentlicht am 29.09.2016 um 09:50 Uhr – Lesedauer: 
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der Münchener Erzbischof Kardinal Reinhard Marx bei einem ökumenischen Gottesdienst.
Bild: © KNA
Ökumene

Augsburg ‐ Zum Reformationsgedenken 2017 bekennt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen: Christen sind "aneinander schuldig" geworden. Dennoch dürfe ein Ziel nicht aus den Augen verloren werden.

  • Teilen:

Die christlichen Kirchen wollen im Gedenkjahr 2017 die Kernanliegen und Impulse der Reformation sichtbar machen. Dazu gehörten der Bezug auf die Bibel, die Ausrichtung an der Gnade Gottes sowie das Priestertum aller Gläubigen, heißt es in einem am Mittwochabend in Augsburg vorgestellten Text der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Auch die Kirchenspaltung und ihre "leidvollen Folgen" sollten bedacht werden. "Wir müssen eingestehen, als Christen aneinander schuldig geworden zu sein."

Gedenkjahr ökumenisch geprägt

2017 erinnern die Christen an den 500. Jahrestag der Reformation. Als deren Auftakt gilt die Veröffentlichung der Ablassthesen durch Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517. Das Gedenkjahr 2017 soll nach dem Willen der Kirchen erstmals ökumenisch geprägt sein. Die ACK repräsentiert rund 50 Millionen Christen in Deutschland. Zu der 1948 gegründeten Gemeinschaft gehören 17 Mitglieder. Darunter sind neben der evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirche auch Baptisten, Methodisten, Altkatholiken und die Heilsarmee.

Bild: ©KNA

Der ACK-Vorsitzende Bischof Karl-Heinz Wiesemann rief zu verstärkten ökumenischen Bemühungen auf. Die Kirchen sollten die "Vision der sichtbaren Einheit bewahren" und sich nicht mit einer "versöhnten Verschiedenheit" zufriedengeben, so der Speyerer katholische Bischof. Der bayerische ACK-Chef Bertram Meier mahnte die Konfessionen zu mehr Verständnis füreinander. "Die Ökumene der Defizite ist ein Holzweg", so der Augsburger Prälat. Man könne nicht hergehen wie Zahnärzte und "die Löcher bei den anderen suchen".

Der ökumenische Text, der im Rahmen der ACK-Mitgliederversammlung veröffentlicht wurde, trägt den Titel "Versöhnt miteinander". Darin heißt es, das zentrale Thema des 16. Jahrhunderts sei gewesen, ob der sündige Mensch auf Gott vertrauen dürfe. Alle Reformatoren hätten entschieden jeder Versuchung widersprochen, "sich die Gnade Gottes durch besondere Frömmigkeitsanstrengungen erwirken zu wollen". Diese Gnade könne an keine Leistung gebunden werden, sondern laufe allen menschlichen Anstrengungen voraus "und vermag diesen erst einen eigenen Horizont zu eröffnen", so die ACK.

Die Reformation und die folgenden Auseinandersetzungen hätten wie alle großen Umbruchsbewegungen Täter und Opfer gehabt, hält die Erklärung weiter fest. "Auf allen Seiten gab es den Missbrauch politischer Macht und das Leiden unter der Herrschaft konfessioneller Dominanz." In dem Text werden zudem der kirchliche Antijudaismus sowie die Verfolgung der Täuferbewegungen beklagt.

"Wir gehen den ökumenischen Weg weiter"

Das Reformationsgedenkjahr 2017 sei das erste, bei dem es möglich werde, in ökumenischer Weite auf den Prozess der Reformation, ihren Ertrag für die Christenheit sowie auf die entstandenen Grenzen und Gefahren zu blicken. "Wir gehen den ökumenischen Weg weiter", heißt es zum Schluss des Textes. "Wir sind gewiss: Versöhnt miteinander sind wir glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen für Jesus Christus." (KNA)

Themenseite: Ökumene

Die Themenseite gibt einen Überblick über die aktuelle Berichterstattung von katholisch.de rund um das Thema Ökumene.