Volksnah, mit klarem Profil
Das Domkapitel hat ihn aus einer Dreierliste des Papstes gewählt; für die nächsten Tagen wird die offizielle Ernennung erwartet, die zeitgleich in Rom und in Köln erfolgt.
Durchweg guter Ruf
Als Hauptstadtbischof hat sich Woelki als überraschend mediengewandt erwiesen. Bei den Journalisten an der Spree, aber auch im politischen Berlin, hat er einen durchweg guten Ruf. Woelki entspricht dem Wunsch der Medien nach einem klaren Profil und bleibt dabei volksnah. So wirbt er für die katholische Sexualethik und betont zugleich, er sei "kein Religionswächter, der die Schlafzimmer kontrollieren will". Sympathie bringt ihm auch das Eingeständnis ein, nicht auf jede Frage eine fertige Antwort zu haben.
Als weiteres "Plus" kann der Kardinal vorweisen, dass er die Frauenförderung ernst nimmt. Damit entspricht er einer zunehmend lauter werdenden Forderung auch in der katholischen Kirche. In seiner Bistumsverwaltung sind eine Reihe von Führungspositionen in weiblicher Hand. "Die Kirche darf kein reiner Männerclub sein", betont Woelki, auch wenn er die Kirche nicht für berechtigt hält, Frauen zu Weiheämtern zuzulassen.
Eine wichtige Rolle im deutschen Episkopat hat er auch als "Caritasbischof". Seine Amtsbrüder wählten ihn wenige Wochen nach seinem Amtsantritt in Berlin zum Vorsitzenden ihrer Kommission für karitative Fragen. Das Flüchtlingsschicksal seiner ostpreußischen Eltern macht ihn für das Los der sozial Schwachen und Entwurzelten besonders sensibel.
Woelki wohnt im Wedding
Berührungsängste hat Woelki in diesem Engagement nicht. Er bewies es schon, bevor er sich mit Armutsmigranten vom Balkan traf. Statt in Berlin-Mitte bezog er eine Wohnung im Arbeiter- und Migrantenbezirk Wedding. Damit entspricht er dem priesterlichen Ideal, für das Papst Franziskus wirbt. Mit seiner Kritik an der "wachsenden Schere zwischen Arm und Reich" eckt der Erzbischof in politischen Kreisen auch bewusst an. Viel beachtet wurde auch die Tatsache, dass er mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) eine gute Arbeitsebene fand.
In Berlin ähnliche Probleme wie in Köln
Scheu vor manchmal unpopulären Positionen zeigt Woelki in seinem Erzbistum nicht. Dort hat er eine tiefgreifende Reform eingeleitet, die auch auf Widerstand stößt. Die Kirchengemeinden sollen sich mit den katholischen Sozial- und Bildungseinrichtungen vernetzen und gemeinsam mit ihnen für den Glauben eintreten. Zu dem Konzept gehört, dass Kirchengemeinden unter dem Dach von Großpfarreien zusammengelegt werden. Kritiker sehen dadurch gewachsene Gemeindestrukturen gefährdet und fordern mehr Mitsprache. Ähnliche Probleme erwarten ihn auch im Erzbistum Köln, wo er als Geheimsekretär von Meisner und als Weihbischof für den Nordbezirk mit der Landeshauptstadt Düsseldorf erste Erfahrungen in der Leitung einer Diözese gesammelt hatte.
Eine weitere "Baustelle" hat Woelki in den vergangenen Monaten mit der Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Angriff genommen. Nun ist ein internationaler Architekten-Wettbewerb abgeschlossen, der zu einer tiefgreifenden Neugestaltung der Bischofskirche im Innern führen wird. Auch dieser ambitionierten Aufgabe muss sich demnächst sein Nachfolger in Berlin stellen.
Warten hat sich gelohnt
Nach seinen Berliner "Lehrjahren" kehrt Woelki mit geschärftem Profil ins Rheinland zurück. In Köln hatte und hat er unter den Gläubigen stets Anhänger behalten, die ihn bei jedem Heimat-Besuch fragten, wann er endlich zurückkomme. Für sie hat sich das Warten gelohnt.
Von Gregor Krumpholz (KNA)