Thomas Gottschalk wird 65 - und hat eine enge Beziehung zu Gott

Vom Gottvertrauen eines Paradiesvogels

Veröffentlicht am 18.05.2015 um 12:01 Uhr – Von Barbara Just (KNA) – Lesedauer: 
Fernsehen

München ‐ Die "Sache mit Gott" begann für Thomas Gottschalk damit, dass er am 18. Mai 1950, an Christi Himmelfahrt, geboren wurde. So erzählt es der beliebte Entertainer in seiner Autobiografie, die dieser Tage erschienen ist. Gestern wurde Gottschalk 65 Jahre alt.

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Bereits als Kind sei er ständig "in der Einflugschneise des Heiligen Geistes" herumgestanden, schreibt Gottschalk. Das Jesulein habe über seine kindliche Unschuld gewacht, der Schutzengel ihn als Sechsjährigen aus einem Kanalschacht geholt, in den er beim Spielen gefallen sei, "und der liebe Gott sieht sowie alles". Sein früh geprägtes Gottvertrauen habe ihn durchs Leben getragen.

Geistliches Personal gehörte zum Dunstkreis von Gottschalks Jugend. Wie etwa "Tante Hildegard", die als Nonne im Herz-Jesu-Kloster in Wien lebte, wo Thomas bereits im zarten Alter von fünf Jahren die "Frühkommunion" empfangen durfte. Und da war "Onkel Hans", der sich besonders der Gottschalks annahm, als der Vater 1964 starb. Zurück ließ der Anwalt eine finanziell nicht abgesicherte Familie mit drei Kindern, das Jüngste gerade mal vier Jahre alt.

Alles andere als fromm...

Dieser Geistliche sei von einer Lebenslust geprägt gewesen, "die mir als Kind Ergebnis seines Berufs zu sein schien", notiert Gottschalk. Seine Kommentare bei Fußballspielen seien "alles andere als fromm" gewesen. Ferien der Familie fanden oft in Klöstern oder Pfarrhäusern statt, wobei das anstehende Kirchenfest im Mittelpunkt gestanden habe. "Ich fand die Grablegung eines bleichen Gips-Jesus am Karfreitag genauso spannend wie die dunkle Kirche in der Osternacht, die sich mit dem Ruf 'Lumen Christi' langsam erhellte."

Zuhause wurden der "Jesusknabe", die "Stadt Gottes" und das "Heinrichsblatt" der Erzdiözese Bamberg im Abo bezogen. Sein erstes Autogramm bekam Gottschalk von Wanderprediger Pater Leppich, dem "Maschinengewehr Gottes". Vom Ministranten zum Vorbeter ging die katholische Karriere des Knaben voran. Als der Berufswunsch aufkam, Journalist zu werden und dafür in München zu studieren, sorgte Mama Rutila dafür, dass der Abiturient beim katholischen Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses die Aufnahmeprüfung beim "großen Jesuiten" Pater Wolfgang Seibel machte.

„Ich fand die Grablegung eines bleichen Gips-Jesus am Karfreitag genauso spannend wie die dunkle Kirche in der Osternacht, die sich mit dem Ruf 'Lumen Christi' langsam erhellte.“

—  Zitat: Thomas Gottschalk

Aus dem Stand musste der Kandidat einen Aufsatz über die Empfängnisverhütung verfassen: "Ich schrieb, was die Bischöfe lesen wollten. Sie waren zufrieden und ich hatte mein Stipendium." Ein Zimmer fand Gottschalk im Pater-Rupert-Mayer-Heim, und Mitglied im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen wurde er auch - wie einst der Vater.

Die katholische Erziehung hat den späteren TV-Star geprägt. "In meiner Kindheit sind solch starke Pfeiler zementiert worden, dass die Zweifel, die sich mit den Jahren einstellten, sie nicht umwerfen können." Ins Wanken brachte Gottschalks Gottvertrauen der Unfall von Samuel Koch in der "Wetten dass...?!"-Sendung vom Dezember 2010. Aber dann war es doch wieder der Glaube, der ihm und der betroffenen Familie weiterhalf, als alle am Krankenbett des Verunglückten das Vaterunser sprachen.

An Ratzinger, Rahner und Thomas von Aquin gescheitert

Glaube ohne ein gewisses Maß an Naivität halte er als Lebenskonzept für untauglich, bekennt Gottschalk. Wann immer er versucht habe, sich über Joseph Ratzinger, Karl Rahner und Thomas von Aquin dem Glauben intellektuell zu nähern, sei er gescheitert. Am besten aufgehoben habe er sich noch bei Sören Kierkegaard gefühlt. Ansonsten habe ihm der Theologe Hans Küng "bei der Frage nach dem Woher und Wohin" geholfen. Vor allem dessen dreiteilige Autobiografie habe ihn davon überzeugt, dass auch ein kritischer Geist heute durchaus zu seinem Glauben stehen könne, ohne sich dafür bei der aufgeklärten Restgesellschaft entschuldigen zu müssen.

Seinen eigenen Platz im Haus des Herrn sieht Gottschalk bei den "verirrten Schafen", den Armen im Geiste, bei Zöllnern und Sündern. "Ich will da auch gar nicht weg, denn dort ist meine Chance auf Gnade am größten. Und die werde ich in jedem Fall brauchen."

Von Barbara Just (KNA)