Vom Weltfriedenstreffen soll ein Zeichen ausgehen
Mehrere hundert Vertreter von Kirchen und Religionen werden erwartet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt zum Auftakt, dazu weitere Prominenz aus Politik und Gesellschaft. Vom 10. bis 12. September findet in Münster und Osnabrück das 31. Weltfriedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio statt. Die Veranstalter rechnen mit Tausenden Teilnehmern. Von den beiden Städten soll in diesen Tagen "ein Zeichen des Friedens in die gesamte Welt ausgehen", sagt Bischof Felix Genn. Große Worte des Oberhirten der Diözese Münster.
Genn: Gewalt ist niemals eine Lösung
Doch hinter ihnen steckt auch eine große Sorge. Dieses Zeichen sei wohl notwendiger denn je, so Genn. Er, der 1950 geboren ist, habe nie im Leben "so große Angst um den Weltfrieden gehabt wie derzeit". Bis auf die Kuba-Krise, schränkt der Bischof ein. Er verweist auf Kriege, Gewalt und Terror auf allen Kontinenten - und nimmt dann einen Konflikt heraus: Es mache ihn fassungslos, dass kein politischer Plan in der Lage sei, den Syrien-Krieg zu beenden, der nun schon "länger dauert als der Zweite Weltkrieg".
Das Weltfriedenstreffen in den beiden Städten des Westfälischen Friedens sei ihm deshalb ein Herzensanliegen, sagt Genn. Krieg und Unfrieden seien immer eine Bankrott-Erklärung und Gewalt niemals eine Lösung. Wo sogar religiöse Begründungen missbraucht würden, um Kriege zu führen, müssten Christen laut ihre Stimme dagegen erheben. Das gelte umso mehr, als gerade auch sie immer häufiger Opfer von Gewalt und Terror würden.
Auch Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode verbindet nach eigenem Bekunden große Hoffnungen mit dem Treffen. Während die Eröffnung und die rund 30 Podiumsveranstaltungen zu Krieg und Frieden, Gerechtigkeit und Armut in Münster stattfinden, ist Osnabrück Ausrichter der Abschlussfeier. Höhepunkt solle die Verkündung eines Friedensappells sein, so Bode. "Kinder bringen diese Botschaft zu den Verantwortlichen in Gesellschaft, Welt und Kirche und werden zu Botschaftern des Friedens und der Hoffnung." Ein schönes Bild. Nur ein schönes Bild?
"Wir sind zum Dialog verpflichtet"
Er erwarte ja gar nicht, dass sich dadurch die Welt von einem auf den anderen Augenblick ändere, sagt der Bischof. Aber jedes noch so kleine Zeichen "in der Waagschale auf dem Weg zum Frieden" sei nötig. Nur so könne "das Potenzial des Friedens und der Liebe" wachsen. Dem "Netzwerk des Hasses und der Gewalt" sei ein "Netzwerk des Friedens, der Religionen und des Dialogs" entgegenzusetzen.
Das Weltfriedenstreffen muss also große Erwartungen erfüllen. Von ihm soll ein Aufbruch ausgehen. Das bestätigt auch der Generalsekretär von Sant'Egidio, Cesare Zucconi. Zum Dialog zwischen Religionen und Kulturen gebe es keine Alternative. "Wir sind zum Dialog verpflichtet", sagt er. Das müsse von Münster und Osnabrück als Botschaft ausgehen. Es gehe um den "Geist von Assisi", sagt Zucconi mit Blick auf das erste Weltfriedenstreffen, das 1986 auf Initiative von Papst Johannes Paul II. in der mittelitalienischen Stadt stattfand. Dort wie auf den Folgetreffen habe das gemeinsame Auftreten von Oberhäuptern aller großen Weltreligionen gezeigt, "dass das Zusammenleben möglich ist und dass die Völker eine einzige große Familie bilden".
Die Vertreter aus Religion, Politik und Gesellschaft sollen deshalb nicht nur untereinander tagen und reden, sondern sich mit den vielen Besuchern des Treffens beraten und austauschen, fordert Zucconi. "Wir erwarten eine große Beteiligung der Bevölkerung." Denn der Friede liege in der Verantwortung aller. Er sei, wie Papst Johannes Paul II. gesagt habe, "eine Werkstatt, die allen offensteht".
Zur Mitarbeit laden in Münster rund 30 Veranstaltungen ein. Geplant sind Podien über Migration und Integration genauso wie zu asiatischen Religionen und zu Tunesien. In Osnabrück sind ein Friedensgebet und eine Friedensprozession geplant. Die Veranstalter hoffen auf "mehrere tausend Besucher", sind aber auf mehr schon eingestellt.