Von Fatima bis Kibeho
Fatima
Die Geschichte der drei kleinen Hirtenkinder ist weltberühmt: Wie jeden Tag hüten sie auch im Frühling 1916 ihre Schafe in Fatima (Portugal), als ihnen plötzlich ein Engel erscheint. Er lehrt sie ein Gebet, das sie daraufhin immer wiederholen. Sie treffen den Engel noch mehrere Male, bevor ihnen am 13. Mai 1917 Maria selbst begegnet. Insgesamt erleben die frommen Kinder sechs Marienerscheinungen. Am 13. Mai 1930 werden die Erscheinungen durch den Bischof von Leiria für glaubwürdig erklärt und die öffentliche Verehrung "Unserer Lieben Frau von Fatima" gestattet.
Guadalupe
Rund 20 Millionen Menschen besuchen jährlich den Wallfahrtsort Guadalupe am Stadtrand von Mexico-Stadt. Am 9. Dezember - also am Festtag der Unbefleckten Empfängnis Mariens - 1531 erscheint dort dem 55-jährigen Juan Diego Cuauhtlatoatzin ein unbekanntes junges Mädchen auf dem Hügel Tepeyac. Sie sagt ihm, dass sie die heilige Jungfrau Maria sei und trägt ihm auf, zum Bischof von Mexiko zu gehen. Dieser soll ihr an dieser Stelle ein Heiligtum errichten. Juan Diego geht zum Bischof - doch dieser glaubt ihm nicht. Erst nachdem Juan Diego die Gottesmutter ein weiteres Mal trifft und Rosen auf dem Hügel im selben Augenblick zu blühen beginnen, glaubt ihm der Bischof und lässt ihr eine Kirche bauen. 1737 wird die Madonna von Guadalupe sogar zur Patronin Mexikos ernannt.
Kevelaer
Um die Weihnachtszeit 1641 hört Hendrick Busmann dreimal den geheimnisvollen Anruf: "An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!" Der Handelsmann betet gerade vor einem Hagelkreuz, das an einer Wegkreuzung in der Nähe von Kevelaer steht. Obwohl er nur wenig Geld hat, folgt er dem Aufruf. Wenige Monate später hat seine Frau Mechel Schrouse eine nächtliche Erscheinung. In einem glänzenden Licht sieht sie ein Heiligenhäuschen mit einem Bild der Gottesmutter Maria, das ihr einige Zeit zuvor zum Kauf angeboten worden war. Busmann entscheidet sich, das Bild zu kaufen, sieht er sich doch in seinem eigenen Erlebnis bestätigt. Das Bild hängt auch heute noch in der Marienkapelle. Die Synode von Venlo entscheidet 1647, Kevelaer als Wallfahrtsort anzuerkennen.
Lourdes
Bernadette Soubirous ist 14 Jahre alt, als ihr 1858 in der Grotte von Massabielle im Süden Frankreichs Maria erscheint. Bernadette spricht später von einer in "weiß gekleidete Dame". Bis zum 16. Juli kommt es zu 17 weiteren Erscheinungen. Bei einer trägt die Muttergottes Bernadette auf, in der Grotte nach Wasser zu graben - und diese findet tatsächlich eine Quelle, die heute weltberühmt ist. Auch wenn viele Menschen das junge Mädchen für verrückt halten, wird oberhalb der Grotte 1962 dennoch eine Krypta gebaut. Ab 1866 wird sie um die "Basilika zur Unbefleckten Empfängnis" ergänzt. Seit den Erscheinungen Bernadettes hat es in Lourdes viele offiziell bestätigte Heilungen gegeben. 1993 wird der Festtag "Unserer Lieben Frau von Lourdes" am 11. Februar, dem Tag der ersten Erscheinung, von der Kirche als "Welttag der Kranken" begangen.
Kibeho
Kibeho in Ruanda ist der einzige von der Kirche anerkannte Wallfahrtsort in Afrika. 1981 sehen drei Mädchen dort die Jungfrau Maria. Diese stellt sich ihnen als "Nyina wa Jambo" vor, was soviel bedeutet wie "Mutter des Wortes". Der Ortsbischof beruft daraufhin eine Kommission ein, die sich 20 Jahre lang mit dem Ereignis befasst. Mit positivem Resultat: Kibeho wird am 29. Juni 2001 zum offiziellen Wallfahrtsort.
Heroldsbach
Von 1949 bis 1952 sollen sich in Heroldsbach im Erzbistum Bamberg Erscheinungen, unter anderem mit der Gottesmutter, ereignen. Rom verbietet 1951 den entstandenen "Heroldsbach-Kult". Die angeblichen Visionen seien nicht "übernatürlichen Ursprungs" heißt es in einem Dekret von Papst Pius XII. Wallfahrten, Prozessionen oder das Sammeln von Geld zum Bau einer Kirche sind somit tabu. Viele Pilger sehen das freilich anders. Im Laufe der Zeit hebt man bestimmte Vorgaben, wie das Verbot der heiligen Kommunion wieder auf, auch ein Gebet am Ort wird erlaubt. 1985 beginnt der Bau der großen Wallfahrtskirche. Nachdem es in der Vergangenheit zu Zwangsräumungen und Exkommunikationen gekommen war, begann nun eine Zeit der Versöhnung. So werden 1997 die ausgesprochenen Exkommunikationen durch das Erzbistum Bamberg wieder aufgehoben. Heute heißt der Ort der angeblichen Erscheinungen "Maria, Mutter der göttlichen Weisheit".