Ein satirischer Wochenrückblick von Steffen Zimmermann

Warum "Don Giorgio" sein Geld echt wert ist

Veröffentlicht am 19.05.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Hurra! Georg Gänswein hat sich wieder mal zu Wort gemeldet. Vor Freude fängt Steffen Zimmermann direkt an zu singen. Im satirischen Wochenrückblick gibt er außerdem nützliche Tipps, wie man an Bares für Rares kommt.

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Haben Sie mal überprüft, was bei Ihnen zu Hause so alles rumhängt? Nein, ich meine jetzt nicht den pubertierenden Teenager, der schon seit Wochen nicht mehr aus seinem Zimmer rausgekommen ist. Ich meine Ihre Wände. Wissen Sie, was für Kunstwerke Sie da genau hängen haben? Nein? Dann sollten sie jetzt aktiv werden – bevor es zu spät ist.

Schließlich wurde in Köln diese Woche ein mittelalterlicher Klapp-Altar versteigert, der einige Jahre im Schlafzimmer von Kardinal Joachim Meisner hing und von dessen Wert die verstorbene Eminenz wohl nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Satte 400.000 Euro – also in der Tebartz-Währung gerechnet etwa eine halbe Limburger Badewanne – brachte das bemalte Stück Holz in der Versteigerung ein. Ob Kardinal Meisner noch ruhig hätte schlafen können, wenn er gewusst hätte, was da über seinem Bett hing? Allerdings: Schlaflose Nächte hatte der langjährige Kölner Erzbischof aus Sorge um die Kirche und Angst vor dem bösen Zeitgeist ja sicher auch so schon genug.

Wie auch immer: Damit es Ihnen nicht wie dem verstorbenen Kardinal ergeht und Ihre Erben nach Ihrem Abgang den fetten Reibach machen, sollten Sie schleunigst handeln. Vielleicht ist das hässliche Stillleben, das Schwiegermutter vor Jahren aus dem Toskana-Urlaub mitgebracht hat, in Wahrheit bares Geld wert. Heiliger Horst Lichter – hilf!

Bares Geld wert ist auch Georg Gänswein – zumindest für die beiden Päpste im Vatikan. Schließlich ist der fesche Kurienerzbischof schon seit Jahren als Präfekt des Päpstlichen Hauses (Franziskus) und als Privatsekretär (Benedikt XVI.) aufopferungsvoller Diener zweier Herren. Man fragt sich ja manchmal, wie der Mann das alles schafft.

Umso erstaunlicher, dass "Don Giorgio" nebenbei immer wieder auch noch Zeit für Interviews findet. In dieser Woche äußerte er sich im "Stern" über einen wenig erleuchteten Kardinal Marx, einen lichtvollen Franziskus – und natürlich über Benedikts Gesundheitszustand. Angesichts der inzwischen beinahe wöchentlichen Meldungen über die Gesundheit des 91-jährigen emeritierten Papstes möchte ich an dieser Stelle frei nach "De Randfichten" ein Lied anstimmen: "Lebt denn der alte Pontifex noch, Pontifex noch, Pontifex noch? Lebt denn der alte Pontifex noch, Pontifex noch? Ja, er lebt noch, er lebt noch, er lebt noch. Ja, er lebt noch, er lebt noch, stirbt nicht."

Nun aber genug gesungen und stattdessen weiter zu Markus Söder. Mit dem bayerischen Ministerpräsidenten und seiner überdrehten Regionalpartei war es zuletzt ja wirklich ein Kreuz. Nach dem Wirbel um den Kreuz-Erlass der CSU-Regierung will Söder nun allerdings die Wogen glätten. Ein Runder Tisch soll her, an dem über Werte, Kultur und Identität gesprochen werden soll. Aber Moment mal: Ein "runder" Tisch? Das ist ja quasi ein Tisch geformt aus zwei muslimischen Halbmonden! Ja spinnen die denn? Ein runder Tisch – das kann doch nur die Idee einer aggressiven Anti-Kreuz-Industrie sein, die dem schönen Bayernland seine Werte, seine Kultur und seine Identität rauben will. Pfui Teufel!

Von Steffen Zimmermann

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"War's das?!" fragt katholisch.de in seinem satirischen Wochenrückblick. Im Wechsel lassen verschiedene Autoren samstags die Woche Revue passieren. Mit einem Augenzwinkern blicken sie auf Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt zurück.