Weihbischof: Über verheiratete Priester nachdenken
Der Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings hat sich dafür ausgesprochen, über die Frage nach verheirateten Priestern nachzudenken. Es gehe ihm darum, "nüchtern und ohne polemische Verteidigungsstrategien in die eine oder andere Richtung" zu fragen, "was der Wille Christi hier heute von uns verlangt" und welche Konsequenzen dies habe, sagte er in einem Interview der Bistumszeitung "Kirche+Leben", das am kommenden Sonntag erscheint.
"Nüchtern die Gründe angehen"
"Mit Rom unierte Kirchen kennen den verheirateten Priester", sagte Geerlings. "Erweitert das unsere Perspektiven oder nicht?" Er wünsche sich auf hohen und höchsten Ebenen in der Kirche einen Gesprächsprozess, der nüchtern die Gründe angehe, warum das besondere Priestertum im Schwinden begriffen sei. "Das ist - regional verschieden - ein weltweites Problem in der Kirche."
Dieser Gesprächsprozess solle auch der Frage nachgehen, ob der Zugang zum besonderen Priestertum nicht erweitert werden müsse. Der Weihbischof nannte den Zölibat "ein hohes Gut, eine evangeliengemäße Lebensform als Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, eine große Berufung für die ganze Kirche". Auch gebe es theologische Gründe, warum derjenige ehelos leben solle, der der Eucharistie vorstehe. "Es gibt aber auch die Frage, ob diese Gründe wirklich absolute normative Geltung haben können."
"Jede Entwicklung in der Kirche fand statt auf Hintergrund des Zeitgeistes"
Er wisse, dass verheiratete Priester in naher Zukunft noch keine Problemlösung seien, "ja unter Umständen neue Probleme entstehen". Doch lasse er nicht den Vorwurf gelten, man wäre dann dem Zeitgeist verhaftet. Geerlings sagte: "Jede Entwicklung, jede Glaubensvertiefung in der Kirche fand immer statt auf dem Hintergrund des Zeitgeistes, wie immer er auch definiert wird."
Die Deutsche Bischofskonferenz befasst sich auf ihrer Vollversammlung in Bergisch Gladbach bei einem Studienhalbtag am Mittwoch mit der Situation der Priester heute. Die Beratungen der 65 Bischöfe dauern noch bis Donnerstag an. (KNA)