Schwerpunkt des Weltfrauentags ist die Kinderehe

Weil ich ein Mädchen bin...

Veröffentlicht am 08.03.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Weltfrauentag

Bonn ‐ Schwerpunkt des Weltfrauentags ist sind Kinderehen und Genitalverstümmelung. Hilfswerke fordern vor allem den Schutz von Mädchen in Entwicklungsländern. Auch der Vatikan beteiligt sich.

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So werden im Kirchenstaat zwei Projekte zur Förderung von Frauen im Libanon und in Nicaragua ausgezeichnet. Wie "Radio Vatikan" berichtete, erhalten den mit jeweils 10.000 Euro dotierten Preis von Caritas Internationalis eine Initiative für syrische und irakische Frauen in Flüchtlingslagern sowie ein landwirtschaftliches Programm, das Frauen in dem lateinamerikanischen Land hilft, ihre Einnahmen zu steigern.

Die Preisverleihung findet im Rahmen der Veranstaltung "Stimmen des Glaubens" am Sitz der päpstlichen Akademie der Wissenschaften in den Vatikanischen Gärten statt. Hierbei berichten sozial engagierte Christinnen aus aller Welt über ihre Projekte. Der Vatikan begeht den Weltfrauentag in diesem Jahr zum zweiten Mal.

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Video: © SR

Sendung vom 05.03.2015

Die Stiftung Weltbevölkerung gab in Hannover bekannt, dass in Entwicklungsländern jede vierte junge Frau mit 18 Jahren verheiratet ist. Jährlich seien rund 15 Millionen Mädchen von einer Kinderehe betroffen. Das seien mehr als 40.000 Mädchen pro Tag. Fast jede Dritte ist demnach sogar jünger als 15 Jahre. "Es ist unfassbar, dass auch mehr als 100 Jahre nach Einführung des Internationalen Frauentages die Rechte von Mädchen und Frauen noch immer nicht anerkannt werden", sagte die Geschäftsführerin der Stiftung, Renate Bähr.

Zwangsverheiratung in den ärmsten Ländern

Geber- und Empfängerländer sollten sich dafür einsetzen, Rechte und Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen auch auf Gebieten wie dem Gesundheits- und Bildungsbereich zu stärken. Bähr forderte die Bundesregierung als Gastgeber des G7-Gipfels auf, sich für die Chancengleichheit von Mädchen und Frauen stark zu machen.

Laut Stiftung Weltbevölkerung verschlechtert eine frühe und ungewollte Heirat die Bildungs- und Lebenschancen von Mädchen und jungen Frauen in Entwicklungsländern. Werde ein Mädchen im Teenageralter schwanger, obwohl ihr Körper noch nicht reif dafür ist, führe dies oft zu Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt, so die Menschenrechtsorganisation. Demnach sterben jedes Jahr deshalb etwa 70.000 Mädchen in Entwicklungsländern.

Das Hilfswerk terre des hommes sieht wirtschaftliche Not als eine Hauptursache für die Verheiratung minderjähriger Mädchen weltweit. In den am wenigsten entwickelten Ländern liege der Anteil von unter 18-jährigen verheirateten Mädchen bei rund 50 Prozent, wie aus den Ergebnissen einer Studie des Hilfswerks hervorgeht. In den westafrikanischen Ländern Niger und Tschad würden rund drei Viertel noch als Kinder verheiratet. Mehr als die Hälfte der Zwangsverheirateten kämen aus dem ärmsten Fünftel der Bevölkerung.

Verbände fordern gleiche Bezahlung

Das Internationale Katholische Missionswerk Missio in München stellt in der "Aktion Furchtlos" Frauenrechtlerinnen in Afrika, Asien und Ozeanien vor. Zum Beispiel die Frauenrechtlerin Regina Mukama mit ihrem Einsatz für Mädchen und Frauen in Tansania, die sich dem Ritual der Beschneidung widersetzen. Missio bietet dazu Informationsmaterialien an, die bei Pfarrfesten, diözesanen Veranstaltungen und in Schulen eingesetzt werden können.

Motivbild SkF
Bild: ©SkF/Peter Atkins/Fotolia.com

Motivbild SkF

Katholische Frauenverbände fordern anlässlich des Weltfrauentages gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit von Männern und Frauen. Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) starteten eine Facebook-Kampagne zum Equal Pay Day (EPD). "Mit unserer gemeinsamen Aktion nehmen wir den oft undurchsichtigen "Graubereich" der Gehaltsverhandlungen, Eingruppierungen, Zulagen und Boni gezielt in den Blick. Hier brauchen wir erheblich mehr Transparenz", erklärten KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth und die SkF-Bundesvorsitzende Anke Klaus am Freitag in Köln.

Bis zum Equal Pay Day am 20. März wollen beide Verbände abwechselnd auf ihren Facebook-Seiten Fotos und kurze Texte zum diesjährigen EPD-Schwerpunktthema Transparenz in der Bezahlung von Männern und Frauen veröffentlichen. Die Frauenverbände rufen die politischen Verantwortlichen zum Weltfrauentag auf, sich aktiv für die Gleichberechtigung der Geschlechter einzusetzen.

Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) begrüßte in diesem Zusammenhang die am Freitag im Bundestag beschlossene Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten von Großunternehmen. "Wenn die Wirtschaft freiwillige Vereinbarungen nicht umsetzen will oder kann, muss über die Aufsichtsräte von oben Druck gemacht werden", sagte die KAB-Bundesvorsitzende Regina Stieler-Hinz. (mit Material von KNA)

Von Agathe Lukassek