Israelische Archäologen befürchten Plünderung durch Antiquitätenräuber

Weitere Höhle in Qumran gefunden

Veröffentlicht am 08.02.2017 um 15:46 Uhr – Lesedauer: 
Archäologie

Jerusalem ‐ Israelische Archäologen haben am Toten Meer eine weitere Höhle gefunden. Neue Schriftrollenfunde aus frühchristlicher Zeit wären eine Sensation – doch es droht Gefahr: Sind die Plünderer wieder einmal schneller?

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Archäologen der Hebräischen Universität in Jerusalem haben eine weitere Schriftrollen-Höhle in Qumran am Toten Meer gefunden. Die Entdeckung der zwölften Höhle sei "eine der aufregendsten archäologischen Funde in den Höhlen von Qumran und die wichtigste in den vergangenen 60 Jahren", hieß es am Mittwoch in einer Pressemitteilung.

Grabungen in der Höhle in einer Felswand westlich von Qumran belegen nach Aussagen der Forscher, dass die Höhle als Versteck der Schriftrollen aus der Zeit des 70 nach Christus von den Römern zerstörten Zweiten Tempels genutzt und Mitte des vergangenen Jahrhunderts von Beduinen geplündert wurde. Es handele sich um einen "Meilenstein in der Erforschung der Schriftrollen vom Toten Meer".

Zeichen von Plünderung

Nach bisherigem Forschungsstand wurde davon ausgegangen, dass die Qumran-Schriftrollen aus elf Höhlen stammen. Es bestehe jedoch kein Zweifel, so Grabungsleiter Oren Gutfeld, dass es sich bei der jetzt gefundenen Höhle um die zwölfte handele.

Zu den Funden der Archäologen zählen demnach zahlreiche Aufbewahrungsgefäße aus der Zeit des Zweiten Tempels. Alle Krüge seien zerbrochen und leer gewesen. Zudem belege der Fund einer eisernen Spitzhacke aus den 1950er Jahren, dass die Höhle geplündert wurde.

Reste von Schriftrollen gefunden

Ein in einem der Krüge gefundenes Stück Pergament, Leder zum Binden der Rollen und weitere Artefakte ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass die Höhle Schriftrollen enthalten habe, die gestohlen worden seien.

Dies zeige, so der Generaldirektor der Israelischen Antikenbehörde, Israel Hasson, dass weitere wichtige Funde auf ihre Entdeckung warteten. Israel müsse die notwendigen Ressourcen für eine systematische Ausgrabung aller Höhlen in der judäischen Wüste bereitstellen. Dabei handelt es sich nach Worten Hassons angesichts der Plünderungen von Antiquitätenräubern um einen "Wettlauf mit der Zeit".

Die Qumran-Rollen sind eine Sammlung hebräischer und aramäischer Schriften, die Ende der 1940er Jahre entdeckt wurden. 1947 stießen zwei Ziegenhirten auf in Höhlen versteckte Krüge mit verschlossenen Deckeln. Darin fanden sie die in Leintücher gewickelten Rollen. Sie enthalten 2.000 Jahre alte jüdische Texte, darunter auch Abschriften aus der Bibel. (KNA)

Linktipp: Deutsch-israelisches Projekt zu Qumran-Rollen

Ein deutsch-israelisches Forschungsprojekt will virtuelles Arbeiten an den Qumran-Handschriften ermöglichen. Geplant sind neue kritische Editionen der 2.000 Jahre alten Texte. (Artikel von 2016)