Zum Valentinstag locken die Kirchen mit Angeboten für Verliebte

Wenn die Stunde der Romantik schlägt

Veröffentlicht am 14.02.2016 um 00:01 Uhr – Von Michael Merten (KNA) – Lesedauer: 
Kirche

Bonn ‐ Segnungsgottesdienste für Paare, sinnliche Lesungen und Feiern mit Klaviermusik: Zum Valentinstag setzen immer mehr Kirchengemeinden auf romantische Aktionen. Mancherorts sind Singles besonders willkommen.

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Der Eintritt ist ab 18 Jahren - und dennoch ist es keine Erotik-Messe im herkömmlichen Sinne. Veranstalter sind die katholische Jugendkirche "kross" und die Katholische Hochschulgemeinde in Schweinfurt. Sie laden zu einem "Gottesdienst mit erotischen Texten aus der Bibel" ein. Das Leitwort "dein Mund - köstlicher Wein" stammt aus dem Hohelied - einem Buch der Bibel, das sinnlicher ist als viele Valentin-Geschenkboxen mit Liebesschloss aus Schokolade und beheizbarem Herzkissen aus dem Laden nebenan.

Pralinen, rote Rosen, Champagner, Liebesfilm-DVDs oder andere Geschenke, "die das Herz zum Schmelzen bringen" - der Tag der Verliebten ist heutzutage vor allem ein Fest der Geschenkindustrie. Doch immer mehr Kirchengemeinden besinnen sich darauf, dass der 14. Februar als Todestag des Märtyrers Valentin einen christlichen Ursprung hat. Sie setzen den kommerziellen Angeboten eigene, seelsorgliche Aktivitäten entgegen.

Segnung auch für unverheiratete Paare

Einer der Vorreiter ist der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke. Im Jahr 2000 lud er zusammen mit der evangelischen Pastorin Bianka Uebach-Larisch zu einem ökumenischen Segnungsgottesdienst am Valentinstag ein. Hauke fragte sich damals, warum die Kirche Eheleute meist nur zur Silbernen und Goldenen Hochzeit besonders würdigt. Warum sollte man Paaren - auch den unverheirateten - nicht jedes Jahr eine Segnung ermöglichen?

Hauke zieht nach 15 Feiern eine positive Bilanz: "Jedes Jahr kommen 100 bis 120 Gläubige." Es sind Katholiken und Protestanten, etwa ein Drittel seien keine regelmäßigen Kirchgänger. Paare berichten über ihre Erfahrungen miteinander, und es gibt einen persönlichen Segen. "Die Menschen sind dankbar dafür, dass sie beispielsweise auch im 47. Ehejahr den Segen kriegen können", berichtet Hauke. Er betont, dass unverheiratete Paare, auch nicht christliche, ausdrücklich willkommen seien: "Es geht um eine Ermutigung von Menschen, die zusammen leben".

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Video: © Kath. Fernseharbeit

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Mittlerweile bieten Kirchengemeinden verschiedener Konfessionen deutschlandweit Gottesdienste oder Andachten zum Valentinstag an. Vielerorts werden zudem kreative Ideen umgesetzt: etwa der musikalische Abendgottesdienst bei Kerzenschein. Die Segensfeier mit anschließendem Sektempfang und Diskussionsrunde. Der interkulturelle Segensgottesdienst mit Gebärdensprach-Projektchor, Paarsegen und afrikanischem Imbiss.

Auseinandersetzung mit der biblischen Botschaft

Und weil die Liebe bekanntlich durch den Magen geht, lädt eine Frankfurter Familienkirche zu einem viergängigen Menü ein, das junge Leute aus der Pfarrei zu Live-Musik am Klavier servieren. Dann folgt eine Andacht mit Liebesgedichten und individuellem Paarsegen. Bei solch außergewöhnlichen Angeboten ist das Interesse groß - auch bei der Erotik-Messe. "Wir hatten mit 30, 40 Teilnehmern gerechnet, jetzt erwarten wir eher 200 Leute", berichtet der Schweinfurter Studentenseelsorger Dominik Gehringer. Trotz der Aufmachung gehe es ihm aber nicht um ein Spektakel, sondern um die Auseinandersetzung mit der biblischen Botschaft.

Doch was machen am Tag der Romantik die unglücklich Verliebten, die freiwillig oder unfreiwillig Alleinstehenden? Das Herz-Jesu-Kloster der Dehonianer in Berlin heißt sie willkommen. "Wir Ordensmänner sind bei beim Thema Single und Alleinsein ja Spezialisten", erklärt Pater Ryszard Krupa.

Mit einer "Andacht für Singles und Kein-Bisschen-Verliebte" wollen die Ordensleute allen Alleinstehenden Mut schenken. Sie sollen offen durch das Leben gehen, rät der Pater, auch beim anschließenden Umtrunk. Denn: "Wer weiß, vielleicht werden dabei einige ihre Telefonnummern tauschen."

Linktipp: Heiliger der Zärtlichkeit

Jeder kennt seinen Gedenktag, den Valentinstag. Warum Valentin aber zum Patron der Verliebten wurde, lässt sich nicht sauber klären.
Von Michael Merten (KNA)