Katholische Kirche mahnt besseren Umgang mit Flüchtlingen an

"Wir können mehr Flüchtlinge verkraften"

Veröffentlicht am 16.08.2015 um 16:22 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
"Wir können mehr Flüchtlinge verkraften"
Bild: © KNA
Gesellschaft

München/Bamberg ‐ Die Zahl der Menschen, die aus den Krisenherden der Welt nach Deutschland fliehen, steigt. Dabei wird auch die Fremdenfeindlichkeit immer stärker. Kardinal Reinhard Marx und Erzbischof Ludwig Schick haben dazu deutliche Worte gefunden.

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Deutschland dürfe in den Anstrengungen für die Unterbringung für Flüchtlinge nicht nachlassen, sagte Marx in einer Predigt in München. "Wer deutschen Boden betritt, soll menschenwürdig und gerecht behandelt werden", forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: "Dafür wollen wir uns als Christen einsetzen."

Mit deutlichen Worten sprach sich auch der Bamberger Erzbischof Schick gegen Fremdenfeindlichkeit und für einen anderen Umgang mit Flüchtlingen aus: "Es ist eine Schande, dass Deutsche Flüchtlingsheime anzünden und 'Ausländer raus' gegen Flüchtlinge schreien", sagte Schick zum Start der bayernweit bisher einmaligen Initiative "Bamberg hilft".

Schick: Keine Flüchtlingsströme oder Masseneinwanderung

Schick mahnte zur Vorsicht bei der Wortwahl und warnte davor, von "Flüchtlingsströmen und Masseneinwanderung" zu reden. Es kämen zwar tatsächlich außergewöhnlich viele Flüchtlinge nach Deutschland. "Doch wir müssen deutlich machen, dass diese Begriffe nicht verwendet werden dürfen, um damit Angst zu verbreiten nach dem Slogan: Unser Haus ist voll."

Video: © katholisch.de

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Deutschland sei eines der reichsten Länder der Erde. Im Vergleich zu armen Ländern wie Libanon, Jordanien, Irak und auch Türkei seien "bei uns nur wenige Flüchtlinge", so Schick. Er nannte Zahlen: Weltweit seien über 60 Millionen Menschen auf der Flucht, nur knapp vier Prozent von ihnen würden in Länder der EU gelangen. "Wir können mehr aufnehmen und verkraften."

Außerdem "ist Deutschland ein christliches Land, das allen Armen, Notleidenden und Hilfesuchenden beistehen muss". Auch die Menschen vom Balkan sollten "von uns Deutschen freundliche Gesichter, gute Worte und helfende Hände erleben", forderte der Erzbischof mit Bezug auf die aktuelle Diskussion.

Bild: ©picture alliance / akg-images

Das "Gleichnis vom barmherzigen Samariter" (kolorierter Kupferstich von Matthäus Merian d. Ä.) dient als Vorbild für Christen, die Nächstenliebe zu praktizieren.

Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche ist Schick auch so etwas wie der "Außenminister" der Deutschen Bischofskonferenz. Er appellierte an die politischen Verantwortungsträger, "alles zu tun, um die Ursachen für Flucht wie Krieg, Rassenkonflikte oder Armut zu beseitigen". Dieser wichtigen Aufgabe müsse sich auch die Kirche stellen.

Marx: Problemlösung erfordert langen Atem

Dass das eine Aufgabe ist, die nicht schnell zu bewältigen ist, weiß auch Kardinal Marx. Der Erzbischof von München und Freising verwies darauf, dass Europa und Deutschland keine Insel seien: "Wir spüren, dass um Europa herum die Sorgen und Bedrängnisse groß und die Probleme nicht einfach zu lösen sind." Es gebe "turbulente und schwierige Situationen, die Gefahr ist größer als in den vergangenen Jahrzehnten". Deshalb brauche es eine große Solidarität, so Marx. Beispielsweise müssten in den unter Krieg und Destabilisierung leidenden Ländern Verhältnisse geschaffen werden, in denen Menschen leben könnten. "Dafür brauchen wir einen langen Atem".

Marx dankte allen Menschen, die sich für dieses Ziel engagierten. Besonders hob er dabei die Arbeit der Bundespolizei hervor, die sich etwa in Rosenheim um ankommende Flüchtlinge kümmere. Er zeigte sich auch für den Einsatz von Pfarreien, Orden und der Caritas dankbar.

Seit jeher sind die Kirchen in dem Bereich aktiv. Für Christen gibt es eine im Glauben wurzelnde Verpflichtung, bedürftigen Menschen, Fremden und Flüchtlingen zu helfen. Vorbild ist das Verhalten und die Predigten von Jesus, der etwa im Gleichnis vom "Barmherzigen Samariter" Nächstenliebe einforderte. (mit Material von KNA)

Von Agathe Lukassek