Bischöfe wollen sich verstärkt für christliche Flüchtlinge einsetzen

"Wir waren nicht aufmerksam genug"

Veröffentlicht am 21.02.2016 um 14:17 Uhr – Lesedauer: 
Ein Mädchen wird von einem Helfer von einem Flüchtlingsboot an den Strand gebracht.
Bild: © KNA
Flüchtlinge

Bonn ‐ Mehrere Bischöfe haben sich in die Flüchtlingsdebatte eingeschaltet. Es dürfe nicht sein, dass sie in Deutschland wegen ihres Glaubens litten, so Erzbischof Schick. Künftig wollten sich die Oberhirten verstärkt für christliche Flüchtlinge einsetzen.

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Den Anfang machte am Samstag ein Studientag zur Seelsorge für christliche Flüchtlinge in deutschen Pfarreien. Er fand im Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus statt und trug den Titel "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein". Dort räumte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ein, die Kirche habe ihre Mitbrüder unter den Flüchtenden zunächst nicht ausreichend im Blick gehabt: "Wir waren für die Situation der Christen in den Erstaufnahmeeinrichtungen nicht aufmerksam genug", sagte Schick selbstkritisch, um zugleich zu betonen: "Inzwischen sind wir es."

Schick: Flüchtlinge dürfen nicht wegen Glauben leiden

Den Gläubigen solle im Prozess der Asyl-Anerkennung und bei der Integration der Rücken gestärkt werden, verkündete der Vorsitzende der Weltkirche-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. "Da haben wir eine besondere Verpflichtung." Die Flüchtlinge müssten alles erhalten, was sie für Leib und Seele bräuchten.

Erzbischof Ludwig Schick
Bild: ©weltkirche.katholisch.de

Erzbistum Bamberg: Ludwig Schick (seit 2002)

Mit Blick auf religiöse Konflikte in Aufnahmeeinrichtungen betonte der Erzbischof, es dürfe nicht sein, dass Asylsuchende in Deutschland erneut "um ihres Glaubens willen leiden". Es gebe Ausgrenzung und Übergriffe, teils durch Muslime. Dies sei jedoch nicht der Normalfall und betreffe nicht nur Christen, sondern auch andere Religionen. Die Kirche müsse den Menschen helfen, ihren Glauben leben und frei bezeugen zu können, erläuterte Schick. Er selbst habe im Bamberger Aufnahme- und Rückführungszentrum (ARE) jedoch viele Menschen getroffen, die christliche Kreuze trugen.

Schick verwies zudem auf die jüngst von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossenen "Leitsätze des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge", in denen erstmals die pastoralen Anforderungen der Seelsorge für die zugewanderten Christen formuliert werden. Darin heißt es auch, das bisherige Engagement für Asylsuchende solle fortgesetzt und ausgeweitet werden. Christen setzten sich "mit Entschiedenheit für die Anliegen der Flüchtlinge und Asylsuchenden ein".

Derweil hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße das deutsche Asylrecht in seiner bestehenden Form verteidigt. Es sei ein Individualrecht und könne "auch durch die Erklärung bestimmter Staaten zu sicheren Drittstaaten nicht insgeheim unterwandert werden", betonte Heße am Wochenende auf dem Landesparteitag der Hamburger Grünen. Zudem lasse sich das Flüchtlingsproblem nicht durch Obergrenzen lösen, so der Erzbischof, der auch Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist.

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Gottfried Martens ist Pfarrer in Berlin. Zu seiner Gemeinde zählen mittlerweile rund 1.200 christliche Flüchtlinge, die ihm immer wieder von Übergriffen durch Muslime berichten. Für Martens ist klar: Das darf nicht länger verschwiegen werden.

Dass die Menschenwürde für alle gilt, und somit auch für Flüchtlinge, betonte der Berliner Erzbischof Heiner Koch. "Sie funktioniert nur, wenn sie getragen ist von einer Hochachtung und Wertschätzung eines jeden Menschen in seiner Einmaligkeit, Größe und Würde", so Koch im rbb-Hörfunk.

In Würzburg haben bereits am Freitagabend rund 500 Menschen für einen würdigen Umgang mit Flüchtlingen geworben. An der Kundgebung nahmen auch Bischof Friedhelm Hofmann und Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) teil, wie die Diözese am Wochenende berichtete.

Hofmann: Weiter für Flüchtline einsetzen

Die Demonstrierenden zogen mit brennenden Kerzen in der Hand von der evangelischen Sankt-Johannis-Kirche über Residenz und Marktplatz bis zum Domvorplatz. Dort wies Bischof Hofmann auf die anhaltende Gewalt in Syrien und im Irak hin. "Ich bin fest davon überzeugt, unser Beitrag muss sein, humanitäre Hilfe in großem Umfang zu leisten für die gepeinigte Bevölkerung und die vielen Flüchtlinge." Er rief die Zuhörer auf, sich weiter für die Menschen gleich welcher Religion einzusetzen, die vor Gewalt und Krieg geflüchtet seien. (gho/KNA)