Wo der Glaube boomt
"Die Autobahnkirchen boomen", so lautete das Fazit von Franz-Josef Menker, der für die Katholische Autobahnkapelle St. Antonius bei Gescher im äußersten Westen der Republik angereist war.
Schutz auf der Reise
Aus den Eintragungen in das Gästebuch der Kirche hat er den Eindruck gewonnen, dass viele Menschen gerade außerhalb der Gemeinden eine eher unverbindliche "Andockstation", einen "zweckfreien Raum" suchen, um zur Ruhe zu kommen. Für sie seien die Autobahnkirchen der ideale Ort. Außerdem gehöre es seit jeher zu den Bedürfnissen der Menschen, unterwegs Schutz zu suchen. Schließlich sei das Reisen in früheren Jahrhunderten eine durchaus gefährliche Sache gewesen.
Ähnlich argumentiert auch Manuela Strohofer, die an der Konzeption der ersten privat initiierten Autobahnkirche am Autohof Geiselwind beteiligt war. "Wir Menschen brauchen alle Orte der Stille und Entschleunigung", ist sie überzeugt. Die Gotteshäuser an den viel befahrenden Straßen böten gerade für Menschen, die der Kirche ansonsten vielleicht nicht so nah seien, eine willkommene Anonymität – "und zwar auch solchen, die von der Kirche einmal verletzt worden sind", ist es Strohofer wichtig hinzuzufügen. Auch die langen Öffnungszeiten der Kirchen – bei manchen sogar rund um die Uhr – kämen diesem Bedürfnis entgegen: "Da werden Sie nicht vor verschlossenen Türen stehen".
Autobahnkirchen als Satelliten
Organisiert wird die jährliche Konferenz jeweils von der Akademie der "Versicherer im Raum der Kirchen", die verschiedene Bildungsangebote im Kontext der kirchlichen Arbeitsfelder macht. Dazu gehört neben der Notfallseelsorge auch die Freizeit-und Tourismusseelsorge. "Viele Autobahnkirchen haben ja eine Art Satelliten-Dasein, es ist in der Regel keine andere Kirche in unmittelbarer Nähe", erklärt Akademie-Mitarbeiterin Birgit Krause. Die Idee, die Kirchen durch eine Konferenz zu vernetzen, geht ursprünglich auf einen Bericht in der Mitliederzeitung der Versicherer im Raum der Kirchen zurück. "Wir hatten in den 90ger Jahren darin auf die Autobahnkirchen hingewiesen und sehr viel Resonanz bekommen", erinnert sich Krause.
Seitdem findet das Treffen jährlich statt - in diesem Jahr haben Vertreter von 21 der 44 deutschen Autobahnkirchen teilgenommen. Die Akademie gibt außerdem verschiedene Materialien heraus, die in den Gotteshäusern ausgelegt werden können: Dazu gehört das Gästebuch, Gebete und Lieder für unterwegs sowie ein mehrsprachiger Reisesegen.
Linktipp: Glauben tanken
In der Urlaubszeit erhöht sich auch der Verkehr auf den deutschen Autobahnen. Wer zwischendurch mal eine etwas andere Pause machen will, der ist in einer Autobahnkirchen richtig.Sowohl für Franz-Josef Menker als auch für Manuela Strohofer ist der Besuch der Konferenz ein fester Termin im Kalender: "Das ist hier ein Riesen-Erfahrungsaustausch", sagt Menker. Ihm ist es ganz wichtig, auch mal "über den Tellerrand" zu schauen und zu sehen, wie die anderen Autobahnkirchen ihren Alltag meistern. "Das Treffen ist einerseits ein Ort der Vergewisserung, andererseits auch ein Austausch darüber, was es Neues gibt", erklärt er. "Man informiert sich, gibt Impulse, nimmt aber auch von den anderen viel mit", so formuliert es Manuela Stohofer.
"Beste Botschaft der Welt"
Für sie ist das Konzept der Autobahnkirchen ohnehin eine große Erfolgsgeschichte. Denn die Kirche dürfe nicht warten, bis die Menschen zu ihr kämen, sondern müsse Gottes Wort dahin bringen, wo die Menschen seien, ist sie überzeugt: "Wir müssen die beste Botschaft der Welt an neue, andere Orte bringen", sagte sie – und die Autobahnkirchen seien ein gutes Beispiel dafür.