Kölner Kardinal zu Nachzugsregelung von Union und SPD

Woelki bezeichnet Flüchtlingskompromiss als "Skandal"

Veröffentlicht am 02.02.2018 um 11:35 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Köln ‐ Scharfe Kritik an Union und SPD: Kardinal Rainer Maria Woelki nennt die geplante Regelung zum Familiennachzug eine "Hintertür zur Obergrenze". Dabei sei Deutschland noch keineswegs ans Limit gegangen.

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Der Kölner Erzbischof und Kardinal Rainer Maria Woelki hat Kritik am schwarz-roten Kompromiss zum Familiennachzug bei Flüchtlingen mit eingeschränktem Schutzstatus geübt. Die Einigung von Union und SPD sei aus christlicher Sicht ein "Skandal", sagte Woelki der "Kölnischen Rundschau" (Freitag). "Es darf nicht durch die Hintertür zu einer Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen aus humanitären Gründen kommen", so der Geistliche.

Der Kompromiss, wonach der Familiennachzug zunächst weiter ausgesetzt und dann auf 1.000 Fälle im Monat begrenzt werden soll, trage zu "menschlichem Elend" bei. "Ich finde es nicht haltbar und nicht tragbar, dass wir auf der einen Seite in der Verfassung den Schutz von Ehe und Familie verankert haben und dann solche Lösungen gefunden werden", sagte der Kardinal. "Es geht um 50.000 bis 100.000 Menschen, die da betroffen sind. Wenn ich mir vorstelle, dass Kinder dabei sind, die ihre Eltern erst dann wiedersehen dürfen, wenn sie erwachsen sind, dann finde ich das skandalös."

Wir sind keineswegs an unser Limit gegangen

Auf die Frage, ob die Unionsparteien lieber auf das "C" für christlich im Parteinamen von CDU und CSU verzichten sollten, antwortete der Erzbischof: "Das habe ich nicht zu beantworten, das muss so eine Partei schon selbst tun. Aber sie muss sich an dem messen lassen, was die Botschaft des Evangeliums ist." Ausdrücklich bestritt Woelki, dass Deutschland die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit erreicht habe: "Wir sind keineswegs an unser Limit gegangen und kommen auch nicht dorthin." Er kritisierte eine "Abschottungspolitik" und forderte ein Einwanderungsgesetz.

Der Vorwurf, christliche Vertreter hielten zu politische Predigten, ist für Woelki nicht nachvollziehbar. Die Kirche lasse sich nicht in eine "Sakristeiexistenz" zurückdrängen. "Wo die Würde des Menschen in Gefahr ist, haben wir das anzusprechen", sagte er. So dürften Christen auch in der Frage der Abtreibung "keine Ruhe geben" und nicht zulassen, dass die Tötung ungeborener Kinder als Ausdruck einer liberalen Gesellschaftsordnung gelte. (bod/KNA/dpa)