Würzburger Generalvikar stellt neues Pastoralkonzept vor

Zahl der Pfarreien soll drastisch verringert werden

Veröffentlicht am 13.03.2016 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Würzburg

Bad Brückenau ‐ Generalvikar Thomas Keßler hat bekanntgegeben, dass es im Bistum in Zukunft nur wenige Pfarreien geben soll. Würzburg wäre die erste bayerische Diözese, die auf das Konzept der Großpfarrei setzt. Der Diözesanrat hat jedoch Bedenken.

  • Teilen:

Das neue Pastoralkonzept soll laut Keßler in den Dekanaten und bei Seelsorgekonferenzen diskutiert werden. Würzburg wäre das erste Bistum in Bayern, das derartige Großpfarreien einführt. Bis wann sie entstehen sollen, und wie viele es am Ende genau sein werden, steht nach den Worten des Generalvikars noch nicht fest. Wichtig seien klare, kirchenrechtskonforme Strukturen. Die Pfarrei sei das "klassische Modell der katholischen Kirche". Bischof Friedhelm Hofmann werde bis zum Jahresende entscheiden.

Im Mai 2017 wird Hofmann 75 Jahre alt und erreicht damit die Altersgrenze für Bischöfe. "Er will die Zeit bis dahin nicht einfach nur absitzen", sagte Keßler, der das Konzept auf der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats vorstellte. Bischof Hofmann selbst betonte, dass die Vertreter der Pfarr- und Dekanatsräte nicht den Eindruck haben sollten, sie seien beim Festlegen der Eckpunkte für die Pastoral der Zukunft nur formal beteiligt. "Mir liegt sehr daran, dass der angestoßene Prozess von allen begleitet wird." Es sei durchaus erlaubt, darüber zu sprechen, wo Priester Verantwortung abgeben könnten. "Aber die sakramentale Struktur der Kirche ist immer die Grundlage."

Ziel sei es, solche realistischen Größen hinzubekommen, "dass wir auf 30 bis 40 Jahre ein stabiles System haben", betonte der Generalvikar mit Blick auf die zu erwartende Zahl an Hauptamtlichen, aber auch der Katholiken insgesamt. Diese dann deutlich größeren Einheiten sollen von einem Pfarrer geleitet werden, ergänzt um ein Team von acht bis zehn Hauptamtlichen. Keßler rechnet bis zum Jahr 2030 mit 620.000 Katholiken im Bistum. Gegenwärtig sind es etwa 770.000.

Keßler: Veränderungen lösen keine Halleluja-Stürme aus

In den Gemeinden innerhalb dieser Pfarreien seien dagegen viele Leitungsformen durch die Gläubigen selbst vorstellbar. "Es gibt keine Denkverbote", sagte Keßler weiter. Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung gebe es dann nur auf Ebene der Pfarrei. Der Unterhalt der Gebäude könne durch Förderstiftungen in den Gemeinden ermöglicht werden.

"Veränderungen lösen keine Halleluja-Stürme aus", sagte der Generalvikar. Er wolle jedoch nicht vor Rückfragen und Widerständen kneifen. "Sonst werden wir unserer Aufgabe als Leitung nicht gerecht." Im Diözesanrat gebe es bezüglich des neuen Modells noch Misstrauen, sagte dessen Vorsitzender Karl-Peter Büttner. Dieses sei jedoch durch die Debatte mit Keßler verringert worden. Die Laien forderten eine stärkere Berücksichtigung der Sicht der Gemeinden. Es gebe noch Gesprächsbedarf. Der Diözesanrat will deshalb im Sommer eine außerordentliche Vollversammlung einberufen. (bod/KNA)

Linktipp: Pfarreien wie Berghütten?

Das Konzept, Pfarreien zu größeren Seelsorgeeinheiten zusammenzufassen, hält der Paderborner Pastoraltheologe Herbert Haslinger für gescheitert. In einem Buch entwirft er nun einen Gegenvorschlag zu diesem Vorgehen vieler deutscher Diözesen.