Deutsche Bischöfe zu den Übergriffen auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof

"Zutiefst verstörende Exzesse"

Veröffentlicht am 08.01.2016 um 14:10 Uhr – Lesedauer: 
Kriminalität

Bonn ‐ Kardinal Reinhard Marx fordert nach den Übergriffen in Köln und weiteren Großstädten eine genaue Aufklärung und eine deutliche Antwort des Rechtsstaates. Auch andere Bischöfe verurteilen die Taten, warnen aber auch vor pauschaler Flüchtlingskritik.

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"Diese neue Form von Gewalt und vor allem der menschenverachtende Umgang mit Frauen können nicht hingenommen werden", sagte Marx. Alle gesellschaftlichen Kräfte müssten gemeinsam daran arbeiten, solche Vorkommnisse zu verhindern und Sicherheit zu gewährleisten. "Als Kirche werden wir dabei unseren Beitrag leisten, an einer Gesellschaft mitzuwirken, die in Respekt und gegenseitiger Achtung lebt", fügte der Münchner Erzbischof hinzu.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat die Taten als Verletzung der Menschenwürde beklagt. "Diese Übergriffe sind das glatte Gegenteil von dem, was wir Würde nennen", sagte Heße am Freitag in Hamburg. Den Tätern sei die Würde des Mitmenschen, besonders die Würde der Frau, nichts wert gewesen. "Sie haben nicht anerkannt, dass alle Menschen, gleich welchen Geschlechts, welchen Glaubens, welcher Herkunft, Würde besitzen. Und sie kamen ihrer Verantwortung nicht nach, diese Würde zu bewahren", so Heße.

Erzbischof Stefan Heße bei der Herbstvollversammlung 2015 der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda.
Bild: ©KNA

Erzbischof Stefan Heße ist bei der Herbstvollversammlung 2015 von den deutschen Bischöfen zum Flüchtlingsbeauftragten gewählt worden.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte bereits am Mittwoch zum verstärkten Einsatz für die Menschenwürde aufgerufen. In einem Gottesdienst im Kölner Dom sagte der Erzbischof: "Dort, wo wehrlose, den Jahreswechsel feiernde Frauen ohnmächtig den Übergriffen einer marodierenden Horde ausgesetzt sind, da stellt sich Gott entgegen und will, dass auch wir uns dort solchen Ausschreitungen entgegen stellen und die Würde, in diesem Fall die Würde so vieler Frauen, verteidigen."

Hans-Jochen Jaschke, Weihbischof in Hamburg, fordert dennoch, Flüchtlinge gegen pauschale Verdächtigungen schützen. "Die meisten Leute wollen sofort urteilen und wollen Sündenböcke haben", sagte Jaschke am Donnerstag im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Kirche müsse aber darauf achten, dass keine "irrationale Stimmung" mit allgemeinen Verdächtigungen gegen Ausländer und Flüchtlinge aufkomme. Auch in führenden Parteien gebe es Stimmen, "die gleich wieder Propaganda gegen Flüchtlinge machen wollen", so Jaschke, der in der Deutschen Bischofskonferenz für den Dialog mit den Muslimen zuständig ist.

Der Weihbischof mahnte, zunächst ein klares Bild über die Vorgänge zu gewinnen. Die Täter, die Frauen sexuell bedrängt, verletzt oder ausgeraubt hätten, seien dingfest zu machen. Zugleich stellte er klar, dass Asylsuchende und andere Zuwanderer sich auf hier geltende Grundwerte wie die gleiche Würde von Mann und Frau zu verpflichten hätten. "Wer dagegen verstößt, der ist kriminell und wird bestraft, und wenn es ganz schlimm ist, muss eben auch eine Ausweisung erfolgen." (bod/KNA)