Zwei Päpste werden heilig
Während für den polnischen Papst Karol Wojtyla das Kanonisierungsverfahren vollständig abgeschlossen wurde, wird der Konzilspapst Angelo Roncalli ohne die offizielle Anerkennung eines zweiten Wunders in das Verzeichnis der weltweit zu verehrenden Heiligen in der katholischen Kirche aufgenommen.
Zu Beginn des ersten Konsistoriums von Papst Franziskus trug der Präfekt der Heiligsprechungskongregation Kardinal Angelo Amato kurze Lebensbeschreibungen der beiden Kandidaten vor und bat um deren Kanonisierung. Er verwies auf den Einsatz dieser Päpste für den Frieden und die Menschenwürde. Beide Oberhäupter hätten die Kirche mit "milder Bestimmtheit" in einer schwierigen Situation des gesellschaftlichen Umbruchs geleitet.
"Barmherzigkeitssonntag" als Termin
Franziskus kündigte als Heiligsprechungstermin den kommenden 27. April an; das Datum fällt auf den Sonntag nach Ostern, der auf Initiative von Johannes Paul II. jeweils als "Barmherzigkeitssonntag" begangen wird.
Das Heiligsprechungsverfahren für Johannes Paul II. wurde in einer Rekordzeit von nur achtjähriger Dauer abgeschlossen. Bereit sechs Jahre nach seinem Tod wurde er im Jahr 2011 seliggesprochen. Nur zwei Personen in der Kirchengeschichte wurde diese Ehre schneller zuteil. Bereits bei der Totenmesse für den polnischen Papst im Jahr 2005 hatte viele Teilnehmer "santo subito" ("heilig sofort") skandiert.
Der Pontifex aus Polen prägte die Kirche nicht nur durch seine lange Amtszeit (1978–2005), sondern auch durch seinen Stil, vor allem im politischen Bereich. Johannes Paul II. mahnte stets zu Frieden und Völkerverständigung.
104 Auslandreisen
Als erster Papst besuchte der am 18. Mai 1920 als Karol Wojtyla in Wadowice bei Krakau geborene Kirchenmann eine Synagoge und eine Moschee. Bei 104 Auslandsreisen legte er 1,2 Millionen Kilometer zurück. Im Vatikan empfing er fast 900 Staats- und Regierungschef. 1986 hatte Johannes Paul II. erstmals Religionsführer aus aller Welt zu einem Treffen in Assisi zusammengerufen.
Innerkirchlich setzte Johannes Paul II. durch 14 Enzykliken, viele Apostolische Schreiben und Botschaften Maßstäbe. Höhepunkt seines Pontifikates war das Heilige Jahr 2000 mit rund 30 Millionen Rom-Pilgern sowie mit einem "Mea culpa" für Vergehen von Christen in der Geschichte.
Als Angelo Giuseppe Roncalli 1881 in der italienischen Provinz Bergamo geboren, machte sich Johannes XXIII. vor allem als "Konzilspapst" einen Namen. Nachdem er am 28. Oktober 1958 zum Papst gewählt wurde, kündigte er bereits zu Beginn des Jahres 1959 vollkommen unerwartet die Einberufung des Vaticanum II an. Er schaffte den Fußkuss und die bislang vorgeschriebenen drei Kniefälle bei Privataudienzen ab.
Einsatz für den Frieden
Doch machte sich der Papst nicht nur innerkirchlich einen Namen. Er vermittelte beispielsweise zwischen US-Präsident John F. Kennedy und Russlands Nikita Chruschtschow, womit er einen Anteil an der Überwindung der "Kubakrise" hatte. Seinen bis dahin beispielloser Einsatz für den Weltfrieden spiegelt die Enzyklika "Pacem in terris" ("Über den Frieden auf Erden") wieder. In ihr appelliert er leidenschaftlich gegen die atomare Hochrüstung und betont die Bedeutung der Menschenrechte.
Der Gedenktag Johannes' XXIII. ist der 11. Oktober, der Tag, an dem 1962 das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet wurde. Den Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils im Dezember 1965 erlebte der Papst selbst nicht mehr mit. Er erlag 3. Juni 1963 seinem Krebsleiden und ist in den Vatikanischen Grotten beigesetzt.
Die Heiligsprechung ist in der katholischen Kirche eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über seine endgültige Aufnahme zu Gott. Nach dieser sogenannten Kanonisation, die während eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden.
Erst selig, dann heilig
Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess über mehrere Instanzen voraus. Dabei muss nachgewiesen werden, dass auf Fürsprache des Verstorbenen ein Wunder geschehen ist. Bei Märtyrern, die wegen "Hass auf den Glauben" ermordet wurden, wird auf den gesonderten Nachweis eines nach dem Tod gewirkten Wunders verzichtet.
Vor einer Heiligsprechung steht die Seligsprechung. Bei ihr wird nur eine regionale Verehrung des Seligen zugelassen. In der Kirche wurden anfangs die Heiligen ohne förmlichen Prozess anerkannt. Weil es dabei zu Übertreibungen und Parteilichkeiten kam, zog der Papst den Vorgang an sich. Der erste von einem Papst Heiliggesprochene war Bischof Ulrich von Augsburg im Jahr 993. (bod/meu/kna)