Zwei Wipfel für zwei Päpste
Frage: Herr Falk, erst einmal herzlichen Glückwunsch, dass in diesem Jahr ein Weihnachtsbaum aus Hirschau den Petersplatz schmücken wird!
Falk: Vielen Dank!
Frage: Wie ist es dazu gekommen, dass ihre Gemeinde den Baum liefern darf?
Falk: Wir haben uns bereits 2005 beworben, nachdem die Idee in einem Arbeitskreis "Heimat und Kultur" entstanden war. Dann haben wir den Vatikan angeschrieben, ob es möglich wäre, dem Papst einen Weihnachtsbaum zu schenken. Das war noch unter Johannes Paul II. Drei Jahre später, dann schon unter Benedikt XVI., haben wir die Antwort bekommen, dass wir liefern dürfen. Erst sollte das bereits 2012 der Fall sein. Da Benedikt aber ein deutscher Papst war und es komisch ausgesehen hätte, wenn er während seines Pontifikats fast nur deutsche Weihnachtsbäume bekommt, wurde der Termin noch etwas nach hinten verschoben. Nun klappt es aber endlich.
Frage: Haben Sie den Rücktritt Benedikts 2013 dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgt? Immerhin hatte ihr Baum dadurch bessere Chancen…
Falk: Es waren doch eher zwei weinende Augen. Benedikt stammt ja hier aus der Gegend, hat in Regensburg an der Universität gelehrt. Da wäre es schon schön gewesen, wenn wir ihm den Baum noch hätten schenken dürfen.
Frage: Aber auch unter Franziskus werden in diesem Jahr Millionen Gläubige im Vatikan eine Fichte aus Hirschau bewundern können. Wie fühlt sich das für Sie an?
Falk: Es ist eine große Wertschätzung, die man empfindet. Und natürlich ist die Freude groß. Man fiebert auf den Tag hin, an dem der Baum dann in Rom auf dem Petersplatz steht. Es kommen schon besondere Emotionen hoch.
Frage: Was bedeutet das für Ihre Gemeinde mit knapp 6.000 Einwohnern?
Falk: Die hofft selbstverständlich auch, davon profitieren zu können. Hoffentlich wird Hirschau dadurch etwas bekannter. Vielleicht werden die Leute dann neugierig auf diesen Ort und kommen her. Das könnte den Tourismus etwas ankurbeln.
Frage: Kommen wir einmal auf den Weihnachtsbaum selbst zu sprechen. Was gibt es über den zu sagen?
Falk: Um einen passenden Baum zu finden, habe ich einen alten Schulkameraden, der sich mit dem Thema auskennt, als "Baum-Scout" ausgewählt. Die Vorgaben waren, dass der Baum frei steht, damit man ihn fällen kann, und dass er an einem Weg steht, damit man mit einem Tieflader überhaupt in seine Nähe kommt. Und natürlich, dass er schön gewachsen ist. Unser "Baum-Scout" hat dann eine etwa 30 Meter hohe Fichte gefunden, die aber auf 25 Meter gekürzt wurde. Sie hat einen Durchmesser von 60 Zentimetern und zwei Wipfel. Auch wenn es Zufall war, fanden wir das passend. Wir haben ja irgendwie auch zwei Päpste.
Frage: Macht der Vatikan auch Vorgaben für den Baum?
Falk: Der Vatikan ist da nicht so streng. Der Baum soll mindestens 25 Meter groß sein, aber wenn sie mal ein paar Zentimeter kleiner ist, dann ist das auch nicht so tragisch.
Frage: Und wie geht es mit dem Baum nun weiter?
Falk: Am Dienstag ist er von einer Mannschaft von knapp 20 Leuten gefällt und zur Zwischenlagerung in eine Halle in der Nähe gebracht worden. Dort wird er nun zusammengezurrt. Das dauert bei so einem Baum immerhin zwei Tage. Danach wird er geschmückt.
Frage: Er wird schon hier für den Petersplatz geschmückt?
Falk: Nein, nein. Es werden nur ein paar Lichterketten für den Transport angebracht, damit er während der Fahrt auch ein wenig Aufsehen erregt. Am Samstag um 13 Uhr wird der Baum offiziell mit einem kirchlichen Segen verabschiedet. Dafür kommt der Regensburger Weihbischof Reinhard Pappenberger extra zu uns nach Hirschau. In der Nacht von Sonntag auf Montag beginnt die Fichte dann ihre Reise nach Rom.
Frage: Und wenn der Baum in Rom ankommt?
Falk: Zunächst wird er drei Tage unterwegs sein, bevor er am Mittwoch, dem 18. November, Rom erreicht. Weil der Papst an diesem Tag aber noch eine Audienz hält, bleibt er erst einmal außerhalb der Stadt. In der Nacht auf Donnerstag wird der Baum dann hineingefahren. Dort wartet dann bereits ein Kran auf ihn, um ihn in die Senkrechte zu stellen. Dann dauert es erneut etwa zwei Tage, bis sich die Äste wieder richtig ausgebreitet haben. Anschließend ist die Gärtnerei des Vatikan gefragt, um ihn zu pflegen und zu schmücken.
Frage: Werden Sie auch noch einmal nach Rom reisen?
Falk: Wir fahren vier Wochen später mit knapp 300 Leuten für einige Tage nach Rom. Jeder bezahlt seine Reise aber selbst, weil wir dafür keine Steuergelder ausgeben wollen! Dort nehmen wir unter anderem an Führungen teil, um die Stadt kennenzulernen. Der 18. Dezember ist dann der große Tag: Um 9 Uhr gibt es einen Gottesdienst mit unserem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Um 12 Uhr ist die Privataudienz beim Papst, bei der ich die Ehre habe, ein Grußwort zu sprechen. Darauf freue ich mich schon. Gegen 17 Uhr beginnt dann die eigentliche Zeremonie. Nachdem die Ansprachen gehalten wurden, schaltet Papst Franziskus schließlich die Lichter an unserem Weihnachtsbaum ein. Und zu guter Letzt haben wir noch einen oberpfälzischen Weihnachtsmarkt für Rom vorbereitet. Für den liefern wir Bier, Fleisch, Wurst und Brot aus unserer Region. Natürlich gratis.