Unesco-Komitee setzt Naumburger Dom nicht auf Liste für Weltkulturerbe

Zweite Chance für Naumburger Dom

Veröffentlicht am 05.07.2015 um 14:08 Uhr – Lesedauer: 
Weltkulturerbe

Berlin  ‐ Der Naumburger Dom wird kein Weltkulturerbe. Das hat das Unesco-Komitee am Sonntag in Bonn entschieden. Noch ist für die Kathedrale in Sachsen-Anhalt aber nicht alles verloren.

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Die Komitee-Vorsitzende, Staatsministerin Maria Böhmer (CDU), sprach von einem "großen Tag" für Hamburg. Sie freue sich, dass das Engagement der Hansestadt "überragende internationale Anerkennung gefunden" habe. "Es steht für die Kultur der Weltoffenheit, die die Hansestadt seit jeher prägt", so Böhmer. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gratulierte über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) zeigte sich erleichtert und zufrieden über die Möglichkeit, einen weiteren Antrag für den Naumburger Dom zu stellen. "Die Region hat toll gekämpft", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" das sei bei der Tagung sehr gelobt und anerkannt worden. Er sei selber in Bonn gewesen und habe festgestellt: "Alle lieben Uta" - eine der weltberühmten Stifterfiguren im Naumburger Dom. Nun müsse man gemeinsam mit der Denkmalorganisation Icomos überlegen, wie man den Antrag neu aufstellen und was man stärker akzentuieren könne. 2017 könnte Naumburg dann den Welterbetitel erhalten.

"Welterbe Wikinger" bekommt ebenfalls zweite Chance

Bereits am Samstag war entschieden worden, dass auch das grenzübergreifende "Welterbe Wikinger" vorerst nicht zum Welterbe wird. Es umfasst Stätten in Deutschland, Dänemark, Island, Lettland und Norwegen. Das Konzept darf ebenfalls überarbeitet und noch einmal vorgelegt werden.

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Zur Anerkennung der 40. deutschen Welterbestätte in Hamburg erklärte das Komitee, dass die Speicherstadt und das Kontorhausviertel auf einzigartige Weise die Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert symbolisierten. Die zwischen 1885 bis 1927 erbaute «Stadt aus Speichern» mit ihrem Verbindungsnetz aus Straßen, Kanälen und Brücken sowie die moderne Backsteinarchitektur der Bürohauskomplexe aus den 1920er bis 1940er Jahren hätten einen außergewöhnlichen universellen Wert.

Speicherstadt besteht aus 15 großen Lagerhäusern

Bis heute ist die Speicherstadt nahezu unverändert erhalten. Sie wurde auf Eichenpfählen in drei Bauabschnitten auf einer Inselgruppe in der Elbe errichtet und besteht aus 15 großen Lagerhäusern mit rotem Backstein in neogotischer Architektur. Das benachbarte Kontorhausviertel mit seinem hochwertigen Design und seiner funktionellen Konstruktion steht für moderne Architektur und Städtebau. Es war Anfang des 20. Jahrhunderts das erste reine Büroviertel in Europa. Architektonisch bedeutsam ist das von Fritz Höger errichtete Chilehaus, das mit seiner spitzzulaufenden Form an einen Schiffsbug erinnert und heute als Ikone des Klinkerexpressionismus gilt.

Das Unesco-Welterbekomitee tagt seit einer Woche in Bonn und entscheidet an diesem Wochenende über die Aufnahme neuer Stätten. Insgesamt lagen 36 Vorschläge vor. An der Sitzung nahmen mehr als 2.100 Vertreter der Zivilgesellschaft und aus den 191 Vertragsstaaten der Welterbekonvention teil. (KNA)

Linktipp: (K)ein Extra-Krönchen für Uta?

Der Naumburger Dom gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Spätromanik. Jetzt sollen das Gotteshaus und die ihn umgebende Kulturlandschaft Teil des Unesco-Weltkulturerbes werden. Doch die Chancen für eine Aufnahme in die Liste stehen offenbar schlecht.