In Armut und in Buße
Nach der Rückkehr nach Assisi suchte Franz nach einem Neustart für sein Leben. Dabei halfen ihm seine Bekehrung zum Christentum und die Begegnung mit Aussätzigen. Als Folge dieser Erlebnisse verzichtete er auf das väterliche Erbe, um fortan als Bettler und Wanderprediger zu leben. Schnell fand der charismatische Aussteiger weitere Anhänger. Franz verpflichtete sie zu einem Leben in Armut und Buße im Dienst an den Menschen und der Kirche. 1223 bestätigte Papst Honorius III. offiziell die Lebensform dieser "Armutsbewegung", der Orden der Minderen Brüder war gegründet.
Erster Bettelorden der Kirchengeschichte
Damit gehörten die Franziskaner zu den ersten Bettelorden der Kirchengeschichte. Diese neuen Gemeinschaften antworteten auf die spezifischen Bedürfnisse der mittelalterlichen Gesellschaften, indem sie die Seelsorge in den aufstrebenden Städten intensivierten und das Geistesleben an den neu gegründeten Universitäten maßgeblich mit beeinflussten.
Auseinandersetzungen über die Frage, wie streng die Armutsbotschaft des 1218 heiliggesprochenen Ordensgründers auszulegen sei, führten im 16. Jahrhundert zur Spaltung der Franziskaner in drei selbstständige Ordensgemeinschaften: Franziskaner (OFM), Konventualen oder Minoriten (OFMConv) und Kapuziner (OFMCap).
Zu unterscheiden sind die Gemeinschaften äußerlich vor allem an ihrer Kleidung. Die Franziskaner tragen eine braune Kutte, die von einem weißen Strick gehalten wird. Die Minoriten kleiden sich ähnlich, allerdings ist ihr Habit schwarz. Die Kapuziner wiederum tragen ein braunes Gewand mit spitzer Kapuze, die der Gemeinschaft sogar ihren Namen gab. Weltweit zählen diese drei Orden heute rund 30.000 Mitglieder. Zur gesamten franziskanischen Familie gehören jedoch rund 650.000 Christen, die neben den klösterlichen Gemeinschaften in Bruderschaften und Laiengruppen organisiert sind.
Vielschichtige Ordensstruktur
Franz von Assisi rief außer seiner eigenen Gemeinschaft zusammen mit der heiligen Klara von Assisi (1194-1253) noch die Klarissen und später einen weiteren Orden ins Leben, dessen Mitglieder die franziskanischen Ideale in Familie, Beruf und Gesellschaft umsetzten. Der weltliche Teil dieses so genannten "Dritten Ordens" firmiert heute unter dem Namen "Franziskanische Gemeinschaft" (OFS).
In der Gegenwart wird die Arbeit der franziskanischen Ordensfamilie vor allem von zwei Begriffen geprägt: Gerechtigkeit und Frieden. Im Mittelpunkt steht dabei – ganz im Sinne des Ordensgründers – der arme und ausgegrenzte Mensch. Konkret sind die Gemeinschaften in Seelsorge und Mission tätig, außerdem engagieren sie sich in Schulen, Exerzitien- und Meditationshäusern.